bevor ich dich umarme

Bild von maruschka
Bibliothek

das Ankommen im hallenden Lärm des Bahnhofstempels
liebe ich, das Echo des gewaltigen Chorgesangs
interkulturellen Stimmengewirrs, die neugierig kurzen
Blickwechsel vielfarbiger Menschen auf Reisen,

am frühen Abend, bei meiner Rückkehr aus dem Norden,
mischt sich auf den grell ausgeleuchteten Bahnsteigen
mein schneller Atem mit dem würzigen Schweiß der Stadt,
die meine so lange schon ist,

mit dem Klickklack eiliger Absätze, den zerstückelten
Wortwechseln, der Gegenwärtigkeit der hastenden Zeit
in den Augen, die mir begegnen, und mit dem von
Häuserschluchten voreilig verschluckten Sonnenuntergang,

doch wenn mich meine vier Wände wieder warm
umschlossen haben, schalte ich den Lärm der Stadt aus
und ziehe mich für drei, vier Minuten schweigend
in mich zurück, bevor ich dich umarme, mein Lieber

Mehr von Marie Mehrfeld lesen

Interne Verweise

Kommentare

13. Nov 2018

Dazu der Text kam an -
Den man gar hören kann!

LG Axel

14. Nov 2018

Ein Lächeln im Vorübergehen -
man wird sich niemals wieder sehen …

Danke und LG Marie

13. Nov 2018

Sehr berührend, liebe Marie. Das kann ich gut nachvollziehen. Man braucht diese Stille, dieses Schweigen ... nach all den vielen Eindrücken, die man verarbeiten, um zu verstehen, und nicht stumpf an sich vorüberziehen lassen sollte. Danke für das sehr gute Gedicht.

Liebe Grüße,
Annelie

14. Nov 2018

In großen Bahnhofshallen hat man den Eindruck, die halbe Welt ist unterwegs, Jede, Jeder hat ein anderes Ziel im Kopf, und dann die Begegnung, man nimmt sich wahr für einen spannenden winzigen Moment, ein kleines Lächeln dazu, mich erfreut es immer wieder …

Liebe Grüße und Danke - Marie

13. Nov 2018

Ein tiefes Einausatmen ist dein Gedicht
und auch den Bahnhof spüre ich,
mit seiner Hektik im Getriebe...

daher plane ich in Frankfurt immer so gerne eine Stunde Aufenthalt ein, um ein wenig zu beobachten - gerade dieses Stadt-Bahnhofsgefüge - der pure Gegensatz zu "meinem" Wald :)

LG Yvonne

14. Nov 2018

Danke, Yvonne, Du Glückliche wohnst am Wald, wie schön, aber auch mein Vorstadtviertel ist recht ruhig und ohne jede Hektik, hat noch etwas von dem Dorf, das es früher mal war …

LG zurück - Marie

13. Nov 2018

Das emsige, bunte Treiben eines Bahnhofs, die Freude über die Ankunft zu Hause, wie wunderbar Du das beschreibst, liebe Marie.

Liebe Grüße,
Ella

14. Nov 2018

Danke für Dein zugewandtes Eingehen auf mein kleines Gedicht, liebe Ella!

Liebe Grüße - Marie

14. Nov 2018

Auf der Tour, Ankunft im quirligen Frankfurter Bahnhof, Multikulti, auch in den Stimmen, treiben, gerangel, ein Bettler nach dem anderen … Stunden später, Abfahrt – eine erste Ruhe für mich im Zug, vor der ersehnten Entspannung Zuhause.

Noch gar nicht lange her, mein schöner Tag in „deiner Stadt“,
doch die Ruhe danach, auch gut tat …

Liebe Grüße in deinen Morgen
Soléa

14. Nov 2018

Ja, Soléa, Multikulti, und auch viele flinke Diebe unterwegs, man behält sein Gepäck besser sehr gut im Auge, aber die Ankunfts- und Abreisestimmung hat immer noch etwas sehr Emotionales, ich grüße Dich lieb zurück und danke Dir für Deine Worte –

Marie

14. Nov 2018

Einz. Fein.
LG Uwe

15. Nov 2018

Forró közönem, wenn schon, ne.
Kérlek nagyon.
Uwe

16. Nov 2018

Örülö örülök, Marie?