AU 2013 Singapur, Carrickalinga, Adelaide

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Vorbemerkung

Am Sonntag den 27. Januar 2013 begann unser viertes und vielleicht letztes Drei-Monate-Abenteuer in Australien. Wir hatten es ein Jahr verschoben, um die Geburt des dritten Enkelkindes im Februar 2012 erleben zu dürfen.

Bevor ich mit diesem Reisebericht beginne, hier eine erklärende Kurzfassung, warum wir (meine Frau und ich) im Rentenalter diese vier "Expeditionen" von jeweils drei Monaten durch Australien (und einen Monat Neuseeland) unternahmen.
Der Sohn wohnte schon seit 1997 in Brisbane. Er heiratete und es gab Gründe, dass seine Eltern nicht dabei sein konnten. Einer davon war die "unvorstellbar lange Reise". Im Herbst 2004 erfuhren wir, dass das erste Enkelkind unterwegs war. Die übrigen Gründe gab es nicht mehr. Wir begannen mit der Planung dieser langen Flugreise. Und da der Aufenthalt länger dauern sollte als der Flug, beschlossen wir, dass er drei Monate betragen sollte, so lange wie die Gültigkeit des Touristenvisums. Wir planten einen Haustausch in der Nähe von Brisbane für die Monate Februar-April. Hotel wäre unerschwinglich und furchtbar gewesen, das kleine Haus des Sohnes zu eng.
Und wir fanden tatsächlich ein älteres Paar, das in unserem Haus in einem kleinen Städtchen in Schweden drei Wintermonate verbringen wollte. Es meinte "Das wird wunderbar!" Wir meinten das Gleiche. Wir lebten in einem warmen Paradies, von dem wir mit dem Bus zum Enkelkind fahren konnten. Aber wir machten auch Ausflüge zu anderen paradiesischen Orten in diesem großartigen Land.
Nach diesem Erlebnis war es klar, dass wir Australien näher kennenlernen, an verschiedenen Plätzen wohnen wollen.
Der Reisebericht dieser ersten Reise ist noch nicht geschrieben. Meine Schreiblust begann erst mit der nächsten Australienreise 2008, vorher hatte ich an Schreiben nie gedacht.

Jetzt waren wir also auf dem Weg zum Flughafen in Göteborg zu einem neuen, "nicht zu überbietendem" Abenteuer mit nicht voraussehbaren Erlebnissen und Eindrücken. "Nicht zu überbieten" sagten wir nach jeder Reise. Und jedesmal wurde die vorige überboten. Und bei dieser letzten(?) wird es nicht anders sein. Das wussten wir, wir haben ein Jahr lang geplant.
Wir werden Australiens Süden, den Raum um Adelaide und einen Teil von Tasmanien kennenlernen. Wir werden in Redcliffe bei Brisbane, in Buderim an der Sunshine Coast und Airlie Beach am Great Barrier Reef wohnen. Wir werden mit Sohn- und Tochterfamilie ein Familientreffen an der Sunshine Coast haben. Dort werde ich mein eigenes Geschenk zum 70sten Geburtstag einlösen, einen Traum seit 1970 in Erfüllung gehen lassen: einen Tandem-Fallschirmsprung mit Landung auf einem der fast menschenleeren Sandstrände.

Die Fahrt zum Göteborg-Flughafen war beschwerlich. Die letzten Tage hat es geschneit, nun waren es einige Grade plus. Aber es ging gut. Wir bedankten uns bei unserem Chauffeur und gingen - sommerlich gekleidet - mit unseren zwei relativ kleinen Koffern in die Abflughalle.

Singapur Hinreise 27. - 31. Januar
Der Terminal war ziemlich leer. Das Einchecken nach London dauerte nur Minuten, die Koffer wogen 15 bzw. 10,5 kg. Mehr braucht man nicht für 3 Monate Australien. Wir haben es getestet.
Der gefallene Schnee verspätete den Abflug um eine gute halbe Stunde. Das Flugzeug musste enteist werden, die Startbahn entschneit. Sieben Schneepflüge waren im Einsatz. Ich wurde ein bisschen unruhig. Reicht die Zeit, um in Heathrow vom Terminal 5 zum Terminal 3 zu kommen? Der Flug war schön. Ich hatte einen Fensterplatz und sah den Vollmond und ein atemberaubendes Glitzerkleid über London. Wir waren auf ein Zeitrennen vorbereitet. Aber die Engländer waren über die Schneeverhältnisse in Göteborg informiert worden. Das Flugzeug rollte etwas abwegig und stoppte vor einigen Bussen. Diese befördeten uns in einigen Minuten zu unserem Terminal. Ich glaube wir klatschten Beifall.

Um 22:30 startete die australische Qantas-Maschine nach Singapur. Wir waren etwas enttäuscht, vermissten die lieblichen singapurischen Stewardessen. Der Preis bestimmte die Wahl.
Der schreckliche13-Stunden-Flug verging auch dieses Mal. Wir landeten pünktlich um 19:20 auf dem Fluplatz Changi. Etwas enttäuscht waren wir, dass wir nicht durch den fulminanten neuen Terminal 3 wandeln durften, sondern auf den etwas muffigen Teppichböden durch die langen Gänge des alten Terminal 1 schlurfen mussten. Das hat aber sicher auch etwas mit dem Flugpreis zu tun. Ein "Highlight" hatten wir aber in dem Gedränge des Ganges: Meine Frau erkannte eine Teilnehmerin vom "Dschungelcamp". Sie und ihre Freundin oder Kollegin hatten es eilig und dennoch sich viel zu sagen. Auf ihren Namen kamen wir nicht, dieses Programm ist nicht unbedingt ein Favorit. Aber ich wusste, dass in dieser Staffel ein "Joe" mit dabei war. Ich rief zu den Damen: "Hallo, Dschungelcamp!" Sie stoppten erfreut: "Oh, ihr habt die Sendung verfolgt?" "Leider nur die ersten beiden. Wir hatten wichtige Verpflichtungen" log ich. "Wer gewann, Joe?" "Ja, er hat es verdient. Aber mir hat es Spaß gemacht, mal was anderes." Dann eilten sie weiter. Wir kennen die Dschungelcamp-Gegend von unserem Aufenthalt 2006 in Goolangatta bei Gold Coast.

Changi ist einer der besten und feinsten Flughäfen der Welt. Er hat schon so manchen Preis eingeheimst. Im vergangenen Jahr kürten Millionen Passagiere in einer Befragung den Airport zum beliebtesten der Welt - zum sechsten Mal in Folge. Und das wird so bleiben. Ein neues Großprojekt, "Jewel", wurde nun eingeweiht. Durch den Bau des Terminals 5 - des dann größten des Airports - soll die Kapazität auf 135 Millionen Passagiere im Jahr fast verdoppelt werden, siehe:
http://www.spiegel.de/reise/aktuell/flughafen-changi-in-singapur-eroeffnung-von-jewel-mit-wasserfall-a-1257640.html

Ich freue mich jedesmal, wenn wir in Singapur landen, wie müde ich auch bin. Wenn wir in der klimatisierten Anflughalle ankommen, gehe ich zuallererst Richtung Ausgangstür. Wenn ich bei ihr bin, öffnet sie sich und lächelt mich an. Ich lächele zurück und mache einen langen Atemzug und fülle meine Lunge mit heißer Großstadtluft. Singapur liegt quasi auf dem Äquator. Meine Frau schaut durch das Glas und schüttelt den Kopf. Nach einigen Minuten gehe ich wieder zurück in die zu kühle Halle.
Singapur, eine ehemalige englische Kolonie, hat es uns angetan. Bei der ersten Reise war gedacht, dass der Rückflug über eine andere Stadt erfolgen sollte, um etwas neues zu sehen. Wir waren aber so begeistert von diesem Stadtstaat, dass wir keine andere Stadt anflogen. Auf diese Weise sahen wir auch, wie schnell sich die Stadt entwickelt - das größte Riesenrad der Welt, Marina Bay Sands, Gardens by the Bay, Sentosa ...
Teile der ursprünglichen Stadt behielten aber ihre Gebäude und Traditionen,

© Willi Grigor, 2013 (Rev. 2019)

Fortsetzung:
https://www.literatpro.de/prosa/040416/au-2013-schluesselerlebnis-in-hobart
Alle Reiseberichte:
https://www.literatpro.de/user/4807/prosa

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Interne Verweise

Kommentare

10. Apr 2019

Immer wieder lesenswert -
Weshalb der Leser gern mitfährt!
(Bertha Krause war NICHT dabei -
Da Singapur zu sauber sei ...)

LG Axel

10. Apr 2019

Sauber, freundlich, warm, perfekt -
Negatives wird versteckt.

LG
Willi

10. Apr 2019

Abenteuerlich und Horizonte erweiternd und so lebendig erzählt, lieber Willi; ich habe Dich auch auf dieser Reise mit großem Interesse begleitet. Danke, dass Du uns daran teilnehmen lässt, ich freue mich auf die Fortsetzung.

Liebe Grüße - Marie

10. Apr 2019

Danke Dir, Marie!
Es freut mich sehr, dass Du eine von denen bist, die mich nachträglich durch 12 Monate Australien einschl. Neuseeland und Singapur begleiten.
Da sind noch einige Abschnitte ins Reine zu schreiben, vor allem von 2006 und 2013.
Die "Arbeit" verwandelt sich immer in reine Freude, wenn die Erinnerung mit Hilfe der Aufzeichnungen und den Fotos wieder gegenwärtig wird.

Herzliche Grüße
Willi

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