Neues vom Meister A. (26)

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„Jetzt hielt ich es einfach nicht mehr aus, jetzt muss ich Dich schon mal fragen, warum Du gar nichts mehr hören lässt – ich machte mir schon richtig Sorgen … dann dachte ich wieder, vielleicht habe ich Dich irgendwie ungewollt gekränkt … man sagt ja oft mal etwas so mehr oder weniger unüberlegt heraus, was der andere missverstehen könnte, aber auch bei dergestaltigen Überlegungen wurde ich mir keiner Schuld bewusst und dann wieder ...“
„Ist schon gut, hör' mir zu“, unterbricht Meister A. mit beruhigender, freundlicher Stimme die offensichtlich sehr aufgeregte Anruferin, „nachdem alles quasi meine 'Schuld' ist, werde ich jetzt versuchen - ohne ins Detail zu gehen – mich ein wenig zu exculpieren. Weißt Du, es gibt eben Lebensphasen, in denen einem die Gegenwart recht trostlos erscheint und sich die Erwartungen an die Zukunft in keinem erfreulicheren Lichte zu zeigen vermögen. Was bleibt einem da anderes übrig, als sich in seinen Gedanken mit der eigenen - teilweise ebenfalls recht bedrückenden - Vergangenheit zu befassen? In solchen Situationen erscheint es mir eine Frage des Anstandes und der Rücksichtnahme anderen gegenüber zu sein, mein 'Päckchen' möglichst alleine zu tragen und dieses nicht jenen mitaufzubürden, welche selbst ihre eigenen Sorgen zu bewältigen haben. Nachdem ich mich also genötigt sehe, bei Thematiken, welche mich tiefgreifend bewegen, mir gleichsam einen Maulkorb anzulegen, finde ich es logischerweise kaum sinnvoll, über mehr oder weniger Unwesentliches Gespräche zu führen. - 'Der Rest ist Schweigen' (freundliche Leihgabe von William Shakespeares 'Hamlet'!) Versuche, mich bitte zu verstehen: Ich fühlte mich eben einige Zeit nur höchst beschränkt gesellschaftsfähig!“

Meister A. - wer kann das sein? Hinter „Meister A.“ könnte ich mich verbergen – unter dem abgekürzten Pseudonym von „Meister Alfred“. Es könnte aber auch „Meister Allgemein“ gemeint sein, also jeder, jede, jedes ... also „alle“ oder „niemand Besonderer“. Jedenfalls soll es hier – möglicherweise um eine Folge? - von kleinen Episoden, Anekdoten, Denkanstößen, Lebensweisheiten … gehen, stets zumindest mit einem wahren Kern, immer mit dem gleichen Titel, aber „fein säuberlich durchnummerieret“. (Die Nr. 26 erblickte am 05.03.2020 das Licht der literarischen Welt.)

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Kommentare

10. Mai 2020

Sehr gerne gelesen, lieber Alfred; auch fühlte mich seit einiger Zeit nur beschränkt gesellschaftsfähig, weil mir die Gegenwart trostlos erscheint ... aber vielleicht ist das Schreiben ja ein Heilmittel ...

liebe Grüße zu Dir, Marie

31. Mai 2020

Du hast recht, liebe Marie: in gewissen Situationen wird einem erst bewusst, was das Schreiben für ein Segen sein kann ... dass die Gabe dazu, ein wertvolles Geschenk ist. Schenker und Beschenkter sind noch dazu identisch!

Es wünscht Dir eine gute Nacht und grüßt Dich herzlich
der Alfred!

10. Mai 2020

Ja - es gibt die Diskrepanz:
Denn man VERSteht sich niemals - ganz ...
(Was kaum für Bertha Krause gilt,
Da sie grundsätzlich sehr laut brüllt!)

LG Axel

31. Mai 2020

Lieber Axel,

wenn Bertha brüllt - 's ist doch ein Klacks -
dann stopf' einfach mit OHROPAX
die zwei Gehörgänge dir zu.
Dann find'st Du sicher Deine Ruh'!

Eine ruhige Nacht (frei von Krause-Träumen) wünscht Dir
der Alfred!

11. Mai 2020

Das kenne ich auch - Rückzugszeiten tun gut.
Danke für Deinen Text!

Lieben Gruß,
Monika

01. Jun 2020

Liebe Monika,
es freut mich, dass Du dich für diesen Text bedankst. Daraus darf ich erkennen, dass ich meinem Meister A. doch eher eine allgemein menschliche Erfahrung bzw. Situation habe beschreiben lassen. Ich hatte nämlich schon befürchtet, die Thematik wäre zu "individuell" und damit für eine gleichnishafte Geschichte nicht besonders geeignet.
Also schließe ich mit Deinen Worten: "Danke für DEINEN Text!".

Eine gute Nacht und liebe Grüße vom Alfred!