Eckcafe am Fluss - in memoriam Mara

Bild von Monika Laakes
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Vielleicht ist doch noch etwas von dir hier. Gewiss, die Erinnerung an eine kleine große Frau. Das letzte Treffen dort, am Eckcafe, mit Blick auf das Wasser, und immer die Hunde dabei, unsere Kameraden, dir und mir unendlich ans Herz gewachsen. Dies Treffen, dieses immer mal wieder sich begegnen, als Mysterium, als füllender Kosmos von Kunst und Fantasie, hatte etwas Bleibendes, das von Unsterblichkeit raunte.
Und heute, schon beim Vorsatz, mit dem Hund zum Cafe zu fahren, hatte ich dein Bild vor Augen, Mara. Du, auf dem Weg zum Cafe, mit dem aufrechten Gang einer Tänzerin. Rote, an den Seiten hochgesteckte Zöpfe, eine Latzhose und Sportschuhe. Zierlich und alterslos. Kleine große Frau. Und irgendwo wieselte dein Hund als Zeichen von Freiheit und Vertrauen.
Unser Begegnungsritual. Kurze Umarmung, mit sanfter Distanz, nie erdrückend, angemessen für uns.
Worte, von dir zu mir, von mir zu dir, an dem kleinen Tisch mit Blick auf den Fluss. Worte, so wichtg, so verbindend, wurden wie goldene Bälle hin- und hergereicht.
Zumeist draußen auf der Terrasse, im Rausch von Gesundheit und Nase im Wind. Und immer wollten wir geschundene Hunde retten. Ein Heim für alte und kranke Geschöpfe gründen. Bauten Luftschlösser, träumten von einer besseren Welt.
Beim Gedanken an etwas, das niemals eingetroffen ist und niemals mehr die Chance zur Verwirklichung hat, schrumpft mein Magen und wird zu Stein.
Da stehe ich nun mit meiner Hündin vor dem Eckcafe. Sie zerrt an der Leine und will hinein.
Mein: "Komm weiter. Mara ist nicht mehr da. Es gibt sie nicht mehr", klingt fremd in den eigenen Ohren. Ich ziehe die Hündin fort. Brauche Distanz. Nochmals, etwas weiter, mitten auf der Straße, bleibt das Tier stehen. Weigert sich, weiter zu gehen. Schaut zum Cafe, nach links, nach rechts, starrt vor sich hin, irritiert von etwas, das ich nicht wahrnehmen kann. Dieser Moment des Abschieds, des unwiederbringlichen Träumens miteinander, zerreißt endgültig den Zauber, der uns lange miteinander verband.
Adieu Mara, du einzigartiges Wesen. Freundin mit ganz eigener Welt. Abwesend streichel ich über den Kopf meiner Hündin. Dann trotten wir benommen zum Auto. Heim geht's.
Und dennoch, vielleicht ist da doch noch etwas von dir hier, du gute Seele, zu früh und unverhofft gestorben, doch immer Mara.

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Kommentare

11. Feb 2017

Wie berührend, liebe Monika. Wie schön du Ihrer gedenkst.
Danke.
Es passt gerade gut in meine Gedanken...

Liebe Grüße Lisi

11. Feb 2017

Liebe Lisi, auch Dir danke ich für Deine guten Worte. Momentan haben wohl viele Menschen (verständlicherweise) melancholische Gedanken. Doch Optimisten leben länger. Packen wir's an.
LG Monika
Da fällt mir ein Zitat von Rumi ein:
Jenseits der Vorstellung von richtig und falsch liegt ein Feld. Dort werden wir uns treffen.

11. Feb 2017

Dieser leichte Schauer den Rücken runter - eben war er da.
Nichts bleibt und nichts vergeht.

LG Eva

12. Feb 2017

Ja, liebe Eva, das denke ich auch. Aus einem Etwas kann kein Nichts werden.
Möchte hier nochmals Rumi erwähnen:
Jenseits der Vorstellung von richtig und falsch liegt ein Feld. Dort werden wir uns treffen.
LG Monika

11. Feb 2017

Ein Nachruf der besond'ren Art,
wo Seelenwärm' mit Dank sich paart!

Liebe Grüße vom Alfred

11. Feb 2017

Oh, schön!!! Lieben Dank für Deine Worte, lieber Alfred.
LG Monika

11. Feb 2017

Man sagt, die Liebe öffnet eine Tür
von einem Herzen zum andern;
Doch wo es keine Mauer gibt,
wo soll dann eine Türe sein?
Rumi
:-)

12. Feb 2017

Ja Rumi, dieser persische Dichter, hatte seine ganz eigene Logik. Mir gefällt besonders seine Feldtheorie, die ich in einigen Werken bekannter Wissenschaftler auch finden kann, z.B. Gregg Braden, Bruce Lipton etc. Danke Dir, liebe Evsa, für Dein Zitat.
LG Monika

12. Feb 2017

Das sind Eindrücke, die bleiben für immer und das ist irgendwann tröstend...!
Liebe Grüße
Soléa

12. Feb 2017

Liebe Solea, so ist doch eine Verbundenheit da, wenn man an jemanden denkt, der seinen Körper verlassen musste. Ja, das tröstet. Danke für Deine lieben Worte.
LG Monika

14. Feb 2017

Deine Geschichte berührt mich sehr, Monika.
L.G. Marie

14. Feb 2017

Lieben Dank, Marie. Und einen sonnigen Tag, der die Seele streichelt.
LG Monika