Selbstgespräch-Selbstportrait

Bild zeigt Volker Harmgardt
von Volker Harmgardt

Liebe,
irdisches Wort,
bist verweht im rauschenden
Sturm.

Trost,
kluge Hoffnung bei Tag
und Nacht, von Regenschauern
durchzogen.

Einsamkeit,
gehuldigte Schattengründe,
gehst mit dem Mond
in die Finsternis.

Heimat,
das Immer- und Ewigland,
fällst in die bewährte Hölle,
wo wohnt die Erde.

Sprache,
von Geist zu Geist,
lahmende Gedichte,
wortlos.

Zweifel,
an Grün, an Blau, an Rot,
Worte und Bilder
auf die Palette gepresst.

Kranz,
geflochten zur Augenweide,
begreiflicher Kristall
in der Spielkiste.

Spur,
unendliche Weite,
Hände zum Traum ausgestreckt,
die Haut zu eng.

Regen,
unter dem Baum der Findling,
das Glück der lautlosen Last
rieselt dahin.

Abschied,
ins Nichts, in die Leere,
das Geheimnis liegt im Grab
der Sprache.

Hunger,
das Leben zu leben,
den Apfel zu beißen,
die Hand zu reichen.

Jahre
und eine Nacht,
die vielen Gedanken springen
über die Barriere.

Erinnerung,
Mutterboden trägt schwarz,
in`s Himmelstuch gelegt,
die Sterne.

Atem,
ausgehaucht, fröstelnd und zitternd,
peitscht das Meer in die Augen,
wie immer: Tränen.

(C) Volker Harmgardt
1966

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