Am Abend, wenn die Glocken Frieden läuten,
Folgt in den stillen Gärten dein Gesicht
Dem Flug der Vögel, die gen Süden gleiten,
Und golden Dämmrung aus den Fenstern bricht.
Der Pflaumenbaum blaut auf im leeren Fenster,
Die rote Weinrebe leuchtet fern,
Und sanft rührt dich des Herbstes blaue Kühle,
Die letzte Süße bräunlicher Aster’n.
Es neigt sich tiefer das verfallene Jahr,
Und seltsam tönt der Schritte Klang im Laub.
Stille wohnt in den Zweigen zitterndes Herz.
Bereits verstummt der Vögel Klage.
Veröffentlicht / Quelle:
Trakl, Georg. Gedichte. Kurt Wolff Verlag, Leipzig, 1913