Märchen

Bild von Uwe Kraus
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Es begab sich schon vor langer zeit. Vor langer grauer vorzeit, damals, als die worte entstanden. Da waren männer und frauen, die lebten für das wort, das ausgesprochene wort. Auch adam und eva lebten in dieser zeit.

Ich kann sagen, dass ich das nur hörte – da ich alles nur irgendwann hörte.

Ich war damals nicht klein und habe auch nicht die zeit mit dem bilden der sprache verbracht.

Ich bin so auf die welt gekommen. Mit der kraft eines meines wortes.
Die menschen verteilen namen, aus ihnen werden sätze, und dazwischen werden teile neu geboren!

Ich will erklären, was ich mir dazu überlegte:

Es war ja da!

Es stand ein stein am wegesrand. Auf ihm fünf zahlen – da nahm ich zahl in den mund ...

Habe ich das wort erfunden?

Als erstes waren zahlen da. Dann kamen buchstaben. Dann worte.

Lyrik besteht im namen des wortes aus fünf buchstaben, so wie es auf dem stein der weisen steht ...

Vor jahrtausenden fingen die menschen an zu sprechen. Sie kreischten wie tiere, was sie zum teil auch waren.

Dann entwickelten sie das bedürfnis nach besonderen tonlagen für bestimmte situationen. Bilder enstanden und wiedergaben der natur und des sehens wurden entworfen.

Es gab keine große zahl –

Alles wurde mit den fingern gegessen. Die bilder malten die menschen mit dem blut der tiere die sie fraßen und die natürlichen farben der blumen, büsche und bäume bildeten ein prisma.

Man verzog die entwicklung, bis die menschen ihre religionen fanden durch das feuer oder die kunst des entzündens der wärme des lebens.
Ich sah in dieser entwicklung die erste mordwaffe, den ersten streit, den ersten mord, den die heiligen dokumentierten.

Es gab kein wort für mord –

Die geschichte beginnt damit:
Ein blitz traf einen baum, so entstand licht in der dunkelheit. Die wilden waren geblendet vom feuer und fort war die trauer und kühle.

Als kain auf die welt kam, waren adam und eva erst 18 jahre alt,... na ja, adam war ein halbes jahr älter als eva, die hatte er ja aus der rippe geschnitzt. Dann wurde sie schwanger und bekam hunger auf gurken, aber auch auf äpfel. Doch der oberon am himmel verbot, den apfel im paradiesgarten zu essen – so die biblische anordnung. Auf jeden fall waren adam und eva nicht die ersten höhlenmenschen. Es gab auch kleine lebewesen und neandertaler – vielleicht in israel, dort wo sie herstammten, wo auch der gerichtschreiber ansässig war, der eva des raubes und diebstahls des paradiesapfels anzeigte, waren sie die ersten aufrecht gehenden wesen.
Eva pflückte den granat nur aus langeweile und weil sie nicht gehorchen wollte. Adam spürte, dass sie etwas schreckliches tat und knallte ihr erstmal eine. Sie war nicht in der lage zu realisieren, dass der süßsaure hunger kam, weil sie launisch und schwanger war.
Eva brach den apfel und adam erschrak. Er hatte auch nicht so gehandelt, wie gott es sich vorstellte.
Der oberon sprach im traum in form einer taube zu ihr und sagte, sie solle das kind für den apfel opfern, doch sie wollte nicht. Dann kam ihr burnout.
Sie wurde des diebstahls verurteilt und bekam drei monate auf bewährung.
Eva gebar in dieser zeit kain und abel. Eifersüchtig waren die beiden schon im kindergarten aufeinander.
Einst spielten sie mit ameisen – der eine erdrückte dem anderen seine spielgefährten. Der jüngere war immer beliebter bei seinen eltern.
Da kain, der erstgeborene mit einem schwarzen herz, entstand, war für eva klar, dass sie ihn hätte opfern müssen. Abel war brav.
Eva, vorbelastet, ahnte nicht, was in zehn jahren geschehen würde: kain würde abel erschlagen, das wusste sie zu dieser zeit noch nicht.

Es begab sich also zu der zeit und kain brachte dem oberon ein opfer, das war diesem aber nicht gut genug und beleidigt wie er war, musste kain von dannen ziehen.

Abel schrieb ein gedicht, so herrlich wie keiner es konnte.
Er erfand die worte.

© Uwe Kraus

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