Fragen des Lebens

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von Alf Glocker

Fragen des Lebens lauten gewöhnlich: woher nehme ich das tägliche Brot, eine menschenwürdige Unterkunft, welche Staatsform kann ich unterstützen und wer behandelt mich ehrlich. Das ist für jeden nachvollziehbar. Neben den gewöhnlichen Fragen des Lebens gibt es aber auch noch Fragen, deren Beantwortung eher Sache der Lebensqualität und nicht des, mehr oder weniger nackten, Überlebens ist.

Sie befassen sich mit der Emanzipation des Knechts vom Herrn, des Denkers von der Glaubensgemeinschaft, oder auch der Frau vom Mann. Da in allen diesen Sparten reichlich Schindluder getrieben wurde, sind leidenschaftliche Ausuferungen nur logisch! Und von daher kann man nichts anderes erwarten, als fast schon hysterische, verbale Befreiungsschläge, die seelische Nöte schildern, in der sich die jeweilige, unterdrückte Bevölkerungsschicht befindet.

Kürzlich kam mir dabei ein alter und ein ganz neuer „Schinken“ zu Gesicht, die ich beide jetzt einmal hier ausbreiten möchte. Zuerst der alte…

Was sind denn schon „normale“ Männer?
Das sind dann höchstwahrscheinlich Frauen!
Die andern sind total gestört,
nur faule oder blöde Penner!
Sie sind zwar glänzend anzuschauen –
doch, wissen sie was sich gehört?

Sie nutzen ihre Stellung aus,
weil sie so stolz sind und so „hart“.
Doch leider ist dem Mann nicht klar,
daß er gemein ist, Schreck und Graus,
frau duldet seine Gegenwart –
er nimmt sie dafür gar nicht wahr!

Doch kuscht die Frau, der Liebe wegen,
weil sie ja sonst nicht viel erhält.
Sie benimmt sich brav und schlau
und wird auch schnell dabei verlegen,
denn gegen sie ist eine Welt –
nur, leider stört das keine Sau!

Drum sind die Männer unverschämt,
so eiskalt und auch ohne Stil!
Das ist, bei Gott, nicht auszuhalten,
sie wüten frech und ungehemmt,
verlangen ständig viel zu viel
und prahlen noch mit dem Verhalten!

Das entsprach einmal dem Gewohnheitsrecht unserer immer schon hochzivilisierten Welt (im Vergleich zu anderen Welten). Wer heute darauf blickt, der sagt vermutlich „daran hat sich doch kaum was geändert“, oder auch „Mann, waren das noch Zeiten“. Wer Letzteres sagt, tut dies vermutlich mit einem rätselhaften Lächeln auf den Lippen, das fast schon etwas teuflisch wirken mag, solange er den zweiten Text, der aus der gegenwärtigen Neuzeit stammt, noch nicht gelesen hat. Denn beim Studium dieser Zeilen wird er vermutlich nur noch säuerlich grinsen. Und wenn er nicht sehr gut aufpasst, dann muss er sich womöglich noch dabei ertappen lassen, unbewusst zustimmend genickt zu haben. Man kann eben alles übertreiben. Der nun folgende Text macht deutlich wie sehr man das kann…

Was sind denn schon „normale“ Frauen?
Das sind dann höchstwahrscheinlich Männer!
Die andern sind total gestört!
Sie sind zwar niedlich anzuschauen –
für Flaschen und für Szene-Kenner,
doch, wissen sie was sich gehört?

Sie nutzen ihre Stellung aus,
weil sie begehrt sind und so „zart“,
doch leider ist das gar nicht wahr!
Blasiert und launisch, Schreck und Graus,
das sind sie und gemein und hart!
Das ist den Männern längst schon klar!

Doch kuschen sie, der Liebe wegen,
die mann ja sonst nicht gut erhält!
Was täten sie auch ohne Frau?!
Bei Frauen wird der Mann verlegen:
für ihn ist jede seine Welt –
und Frauen wissen das genau!

Darum sind sie so unverschämt,
so eingebildet und so kühl!
Es ist, bei Gott, nicht auszuhalten.
Die Männer sind jetzt wie gelähmt,
sie fürchten sich vor dem „Gefühl“
und lassen Furcht und Tadel walten!

Als Quintessenz der ganzen Geschichte könnte man nun meinen, daß „Überlebensfragen“ von solch mangelhafter Qualität nicht relevant für ein soziales Zusammenleben sein dürfen. Ich möchte sogar so weit gehen zu behaupten, man/frau sollte aufpassen, daß sie nicht wieder oder überhaupt anfangen unterbewusst in Konflikten dahin zu schwelen.

Höchstselbstverständlich darf es auch zu keiner Epoche kommen, in der erhebliche Zweifel am jeweils anderen Geschlecht strikt verboten werden, damit die gemeinschaftlichen (Arbeits-)Leistungen nicht in Gefahr geraten. Denn verdrängt ist noch lange nicht ausgeräumt! Bevor irgendwer bei uns also völlig neuartige Regeln einführt, mit denen wir überhaupt nichts mehr anfangen können, sollten wir eventuell in Erwägung ziehen, daß auch heterosexuelle Partnerschaften durchaus erstrebenswert und angenehm verlaufen, wenn man ihnen nur Toleranz und Achtung zur Seite stellt. Sogenannte „Geschäftsbeziehungen“, in denen „Liebe“ gegen was auch immer getauscht wird, müssen dann aber in Zukunft unterbleiben! Ob wir das auch noch zuwege bringen ist allerdings fraglich!

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