Lichterglanz aus dem Universum - Page 2

Bild von Willi Grigor
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die Besitzer dieser Gegend, gilt der Uluru als heilig.
Am 2. April flogen wir - die junge Familie, meine Frau und ich - nach Sydney. Von dort waren es noch 2700 km bis zum einsamen Uluru, mitten in der australischen Roten Wüste. In einem gut ausgestatteten Camp wohnten wir drei Tage.
Bereits am ersten Abend fuhren wir, zusammen mit vielleicht 100 Personen (einschließlich unserem acht Monate jungen Enkelkind), in zwei Bussen zum ersten Highlight. An einem Platz nahe des Uluru betrachteten wir den Sonnenuntergang. Im Minutentakt veränderte sich die Farbe des Kolosses. Danach marschierten wir im Halbdunkel zu einer anderen Stelle, an der Tische, mit Kerzenlicht versehen, zu einem einfachen aber fantastischen Abendessen einluden. (Man versicherte uns, dass am nächsten Morgen alles wieder abgeräumt ist. Der Uluru-Kata-Tjuta-Nationalpark gehört den Aborigines.)
Ich wartete ungeduldig auf das, was kommen sollte.
Die Kerzen wurden gelöscht und eine fachkundige Frau beschrieb in dieser unwirklich anmutenden Gegend fast eine Stunde lang eindrucksvoll den Milchstraßen-Sternenhimmel, wie man ihn noch nie gesehen hat. Wir alle standen schweigend im Anblick dieses Schauspiels, das die meisten wohl nie mehr wieder betrachten werden.
Die fachkundige Dame hatte sogar einige Teleskope mit. Zum ersten Mal sah ich die Ringe des Saturn und den Jupiter mit vier Monden. Ja, ich war überwältigt, berührt, wir alle anwesenden Neulinge.
Der Einzige, der sich unberührt zeigte, war ein acht Monate alter Junge - schlafend in den Armen seiner Mutter.

Eine Milchstraßenfantasie

Sie zieht beständig ihre Bahnen,
wir merken's nicht, wir ziehn mit ihr.
Den Raum in ihr wir kaum erahnen,
den Abstand ihrer Mitt' bis hier.
Sie nimmt dem Himmel seine Schwärze,
verleiht im einen zarten Glanz.
Ein jedes Licht ist - wie die Kerze -
ein unentwegter, stummer Tanz.
Die Lichter brennen, unvorstellbar,
seit mehr als zehn Milliarden Jahr',
doch irgendwann sie alle sterben,
weil alles nur ein Märchen war.
Ein neues wird vielleicht geschrieben
von dem, der schöne Märchen kennt,
und Wesen werden wieder lieben
des Himmels Bahn, die milchig brennt.

**
2008 - Kreuz des Südens, Australien
Von Bekannten aus dem ersten Australien-Urlaub wurden wir eingeladen. Am Abend fragte der Hausherr, ob ich Lust hätte mit ihm in den Swimmingpool zu gehen. Yes, of course! (Ich hatte schon darauf gewartet.) Nach einigen Runden begannen wir ein Gespräch - und schwebten fast dabei, mit dem Wasser bis zum Kinn. Das ist in Australien die beste Lage in den Nachthimmel zu blicken. Ich versuchte, das Kreuz des Südens zu finden. 2006 hat man es mir gezeigt. Ich hatte dennoch meistens ein Problem, es schnell zu finden. Es ist eines der kleinsten Sternbilder, hat aber zum Ausgleich einen schönen und weithin bekannten Namen.
Das Kreuz diente den Seefahrern im 16. Jahrhundert zur Orientierung, da die senkrechte Achse zum südlichen Himmelspol zeigt.
Da ich es nicht mehr wusste, bat ich den Gastgeber mir zu zeigen, wie ich das berühmte Kreuz der südlichen Hemisphäre finden kann.
Übrigens: Australien und Neuseeland haben, so wie einige andere Staaten auch, das Kreuz des Südens in ihrer Nationalflagge.

Glaubensbekenntnis

Ich glaube,
die Halme
auf duftenden Wiesen
sind so wie das Wunder
der glühenden Sterne
im endlosen All.

Ich glaube,
die Farben
von blühenden Blumen
und sehenden Augen
sind lautlose Wesen,
Geschwister, verwandt.

Ich glaube,
das Schauspiel
von Lichtglanz und Schatten,
von Morgen und Abend
sich wahrlich um sie dreht:
das Leben, den Tod.

Ich glaube,
die Erde,
die Wolken, der Himmel,
der Mond und die Sonne,
die Sterne und alles ...
sind nur ein Beginn.

**
2008 - Sugarloaf Mountain, Australien
Australien ist ein riesiges Land, ein Kontinent mit nur 25 Millionen Einwohnern. Die meisten wohnen rund um den (durchschnittlich) 50 km breiten Küstenstreifen des Landes, und dort ca. 16 Millionen allein in den 10 größten Städten. Der Küstenstreifen ist das "Inland". Der Rest ist das "Hinterland", bzw. "Outback" mit einer Ausdehnung von ca. 4100 bzw. 3700 Kilometern, in dem extrem wenig Menschen leben.
Nur einmal bei den ca. 30 Plätzen (Haus-/Wohnungstausch) in allen Teilstaaten wohnten wir im Hinterland, ca. 150 km von der Küste entfernt. Wir bewohnten ein schmuckes Haus auf einem uralten Vulkan (Sugarloaf Mountain = Zuckerhutberg). Rund um den Berg streckte sich ein mageres, früheres Schaf-Weideland von 110 Hektar. Wir waren die einzigen Menschen im Umkreis von mehreren Kilometern. Die Besitzer wohnten ca. 20 km entfernt. Wir hatten zwei wunderbare Wochen hier, vor allem ich. War ich doch als Kind, zusammen mit fünf Kühen, viele Stunden im Sommer allein auf der Weide eines Bauern in Mittelfranken und hatte Freude damit.
Diese Einleitung zum Sugarloaf Mountain war wichtig für das, was ich eigentlich erzählen wollte:
Hier in dieser leeren Gegend hatte man die perfekte Bedingung für das Betrachten der Milchstraße - trockenes Wetter, Wärme, Stille und vor allem: kein störendes, menschliches Licht!
Bei meiner nächtlichen Pinkelpause ging ich immer aus dem Haus und tastete mich unsicher im Stockdunkeln bis zum Zaun, der uns vor gewissen Tieren schützen sollte. Bisher haben wir im dichtbesiedelten Küstenstreifen gewohnt, wo das künstliche Licht den Blick auf den Sternenhimmel verschlechtert. Hier war es anders. Ich genoss diese Zeit im Schlafanzug und mit Gummischlappen am Zaun, von wo ich nach oben in diesen grandiosen Sternenhimmel schaute.
Der Himmel war dicht übersäht mit Sternen (man sah tatsächlich eine milchige "Straße", so dicht lagen sie) und alle gehören sie zu unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße. Sie hat 100-200 Milliarden Sterne und einen Durchmesser von ca. 100.000 Lichtjahren. Der Stern, der uns am nächsten ist, heißt Alpha Centauri und ist "nur" 4,3 Lichtjahre entfent. Er steht unweit vom sagenumwobenen "Kreuz des Südens".
Ich sah aber auch zwei andere Galaxien mit bloßem Auge: die Kleine und die Große Magellansche Wolke. Sie sehen aus wie kleine, nebelige Felder und sind nicht leicht zu entdecken.

Wie oft habe ich zu den Sternen gesehen,
am See, umgeben von Wald.
Doch konnte ich niemals so lange dort stehen,
der Winter im Norden ist kalt.
Im Sommer man sieht nicht den Sternenglanz flimmern,
die nordische Nacht ist hell.
Die Sonne verwandelt durch leuchtschwaches Schimmern
den Himmel zum Dimmerlichtquell.
Das Schicksal entführte mich auf seinen Armen
in eine andere Welt.
Und in diesem Lande, dem sommerlich warmen,
da sah ich, was keinem missfällt.
Ich macht eine Reise in stehender Weise,
erkundete Stern auf Stern.
Wohl Stunden ich schaute, in Demut, ganz leise..
Ich tat es begeistert und gern.
Ich meinte, ich konnte das Weltall verstehen
in seiner Unendlichkeit.
Es schien mir, als würde es um mich sich drehen,
dass stumm es zu mir etwas schreit.
Ich schickte dem Schicksal ein "Herzliches Danke!",
verzaubert kam ich mir

© Willi Grigor, 2021

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Kommentare

13. Aug 2021

Welt-Raumpflegerin Frau Krause
Las mit - Bier-statt-Kaffee-Pause ...

LG Axel

13. Aug 2021

Verständlich, dass Frau Krause säuft,
grad jetzt, da vieles anders läuft.

LG
Willi

15. Aug 2021

'nen Grund zum Saufen hat die IMMER -
Dafür putzt sie hier nie die Zimmer ...

LG Axel

28. Aug 2021

SEHR lesenswert!!! BITTE, schreib mir, wie Du das handhabst mit dem "dennoch" Einstellen, lieber Willi!

(feldmarie_1932@aol.com)

herzliche Grüße - Marie

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