Es kennt die Blume nicht die Sorgen,
die in Menschenköpfen wachsen.
Es pfeift der Spatz drauf hoch im Norden,
dass es wärmer ist in Sachsen.
Es schaut der Berg von seinem Gipfel
ganz unberührt in schöne Weiten.
Des Meeres Welle kann nicht wissen,
dass sie am Ziel wird sterben müssen.
Der hohe Baum ist merkbar anders.
Er stehend schaut, verstehend schweigt.
Nur ab und an sein Haupt er neigt
und schüttelt mild das Laub der Äste.
So mancher Mensch denkt: Ob er wohl denkt?
Haben sie, des Waldes Recken,
ihre eigne Hochkultur?
Und wenn ja, zu welchen Zwecken?
Und kennen sie der Menschen Sorgen,
die sie verfolgen, treiben, jagen?
Und sollten wir der Bäume Rauschen
- so wie sie uns - stillschweigend lauschen,
und auch, wie sie, so ab und an
unsre Häupter etwas neigen?
Vielleicht hat er, der hohe Baum,
uns einiges zu sagen.
Vielleicht kennt er den Grund der Fragen,
der Sorgen, die wir in uns tragen.
© Willi Grigor, 2018
Reflexionen und Gedanken