Irgendwann, am Lebensende

Bild zeigt Willi Grigor
von Willi Grigor

Worte meiner klugen Oma
kommen oft mir in den Sinn:

Der Mensch wird in die Welt geboren,
zu wem, wohin, bestimmt er nicht.
Ohne Hilfe wär er verloren,
auf kurze und auf lange Sicht.

Des Menschen Weg ist nie gerade,
es geht hinauf, es geht hinab.
Mal geht er vorn in der Parade,
ein andermal vom Wege ab.

Für viele Menschen, unbestritten,
ist jeder Schritt so wie ein Sieg.
Und andre gehn mit schweren Schritten
durch Armut, Krankheit, Streit und Krieg.

Ich kannte Glück, ich kannte Leiden,
(hat meine Oma mir gesagt)
ich lasse meinen Gott entscheiden,
(sie hat nie hörbar sich beklagt)
denn irgendwann, am Lebensende,
zählt es nicht mehr, ob arm, ob reich.
Der Herr bringt die gerechte Wende:
Die bei ihm sind, sind alle gleich.

© Willi Grigor, 2015
Aus dem Leben

Siehe zugehörige Erählung
literatpro.de/prosa/211118/ein-seelenperlenband

Gedichtform: 
Thema / Schlagwort: