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Fortsetzung von "AU 2010 07 Windy Welly Wellington NZ"
2. - 14. März 2010
Das Städtchen Nelson, diese Perle,
wird auf der Südinsel besonnt.
Hier ankerten verwegne Kerle
am unbekannten Ort - gekonnt!
Mit dem Auto von Picton nach Nelson
Eine gemütlich kleine Fähre brachte uns von Wellington, der Hauptstadt Neuseelands, über die an diesem Tag nicht so windige Cook-Strait und durch einen idyllischen Fjord in die kleine Ortschaft Picton.
Geplant und gebucht war eine fahrplanmäßige Busfahrt von Picton nach Nelson. In Auckland erhielten wir eine ziemlich unhöfliche E-Mail-Mitteilung vom Busunternehmen, dass der einzige Busabgang nach Ankunft unserer Fähre in Picton ersatzlos gestrichen ist. (Erst nach unserem Protest sagte man uns zu, dass der bereits bezahlte Fahrpreis zurückerstattet wird.) Als wir unseren Tauschpartnern in Nelson unser Problem via Telefon erzählten, erklärten sie sich sofort bereit, uns in Picton abzuholen.
Julie & Ray erwarteten uns am Kai. Julie winkte mit einem Blatt, auf dem unsere Namen standen. Freundliche Begrüßung, der erste Eindruck war gut. Wir gingen zu ihrem Auto, ein schicker, dunkelblauer Bentley mit weißen Ledersitzen. Wir bedankten uns, dass sie die Zwei-Stunden-Fahrt gemacht haben, um uns abzuholen. Ray entschuldigte sich fast, dass ein neuseeländisches Unternehmen seine Kunden so unhöflich behandelt hat.
Gullan und ich wurden von Ray und Julie voll entschädigt. Ray fuhr nämlich die schmale, kurvenreiche Strecke von Picton nach Moenui, die der Bus nicht gefahren wäre. So fuhren wir auf einer fast unbefahrenen Straße durch eine herrliche Landschaft: links die bewaldeten Hügel im satten Grün, rechts fast die ganze Strecke der Fjord unter uns. Der Himmel war ziemlich bewölkt, aber ich bat Ray trotzdem mehrmals anzuhalten, damit Gullan und ich mir alles genau anschauen und Bilder machen konnten. Auf halber Strecke hatten wir einen überraschenden Stopp von ca. 15 Minuten und einen kleinen Plausch mit einem freundlichen Stoppschildträger: Straßenarbeiten, Lastwagen blockierten die Straße.
Als wir dann auf den State Highway 6 stießen, ging es immer höher hinauf. Wir fuhren sozusagen in die Wolken hinein und es regnete. Hier erlebten wir den zweiten und letzten Regen während der vier Wochen Neuseeland. Nach dem höchsten Punkt ging es in schwindelerregender Serpentinenfahrt abwärts und bald sahen wir Nelson vor uns.
Weitere Fakten
Nelson hat heute fast 50.000 Einwohner
Schon 1550 besiedelten Maori den Großteil der Provinz. Der erste Kontakt mit dem holländischen Entdecker Abel Tasman 1642 verlief blutig – der Name Murderers Bay zeugt noch heute davon.
1769 kam James Cook als zweiter Europäer nach Neuseeland. Aber erst 1839 begann die erste geplante Besiedlungswelle durch die Europäer. William Wakefield sollte im Auftrag der neu gegründeten New Zealand Company in Neuseeland Landflächen von den Māori erwerben.
Die ersten Weißen siedelten sich in der Region an, um das fruchtbare Farmland nutzen zu können. Angebliche Landkäufe wurden durch zweifelhafte Verträge mit den ortsansässigen Maori erzielt und entwickelten ein gewaltiges Konfliktpotenzial, welches sich am 17. Juni 1843 in dem sogenannten Wairau-Tumult entlud. Als sich der Stammführer Te Rauparaha seiner Verhaftung und der Zwangsenteignung widersetzte, kam es zu Kampfhandlungen, in deren Verlauf 22 Siedler und 4 Maori getötet wurden. Unter den Getöteten war auch Arthur Wakefield, der Gründer von Nelson. Im Jahre 1843 waren die Siedler Nelsons knapp an Nahrungsmitteln, die New Zealand Company in Nelson führungslos und in Finanznöten. In dieser Situation erklärte sich Frederick Tuckett (Mitbegründer von Nelson) bereit, die Führung Nelsons für die New Zealand Company zu übernehmen. Die Ankunft deutscher Siedler mit der Sankt Pauli im gleichen Jahr, rettete die Region vor dem wirtschaftlichen Ruin. Die deutschen Siedler bekamen große Unterstützung von Tuckett und gründeten mehrere Siedlungen in der Umgebung. Die größte Siedlung nannte sich Sarau. 1858 wurde Nelson als zweiter Ort Neuseelands, nach Christchurch, das Stadtrecht zuerkannt.
Zwei Wochen in Nelson
Es war 5 Uhr Nachmittag als wir in der Stadt eintrafen. Ray machte eine kleine Rundfahrt durch die kleine Innenstadt. Sie zeigten uns die drei wichtigsten Supermärkte. In einem von diesen machten wir gleich unseren ersten Einkauf. In einem Thai-Restaurant kauften wir - und auch Julie und Ray - ein Abendessen zum Mitnehmen. Danach ging es zum Haus auf der Albert Road 1, unserem Wohnort für die nächsten zwei Wochen. Gullan und ich schauten aufmerksam, um uns den Weg einzuprägen. Nach kurzer Fahrt ging es einen der mit Häuser bebauten Hügel hinauf, die die Stadt umlagern. Ganz oben angekommen hatten wir rechts einen freien Blick auf die Tasman Bay, an der Nelson liegt. Ray biegt rechts ab und gleich wieder links und schon fahren wir durch das offene Tor auf eine Doppelgarage zu. Viel mehr sieht man nicht vom Haus wenn man kommt. Es ist ein Souterrain-Haus an der Hügelseite zum Meer hin, wie viele der Häuser hier. Auf dem Parkplatz steht Julies Kleinwagen, Ray öffnet das Garagentor mittels Fernbedienung und fährt hinein. Wir nehmen unser Gepäck, gehen durch die Tür zum Wohnbereich und stehen in einem kleinen Flur. Eine Treppe führt nach oben und vier Marmorstufen hinunter in großes Wohnzimmer. Beide Flügel der breiten Glastür sind geöffnet. Unser Blick geht durch das große Wohnzimmer, durch die Glaswand auf den dahinter liegenden Balkon und weiter über die Tasman Bucht und die Bergkette am Horizont.
Wir haben schon in einigen Häusern mit toller Lage in Australien gewohnt aber dieser Blick schlug alles. Wir versuchten, nicht zu überschwänglich zu reagieren solange die Hausbesitzer dabei waren. Aber sie merkten sicher, dass wir beeindruckt waren. Später erfuhren wir, dass sie dieses Haus erst seit Kurzem bewohnen und selbst noch euphorisch waren.
Ray und Julie machten mit uns einen Rundgang. Alles machte einen tollen Eindruck, die Möblierung war elegant aber nicht prunkhaft. Schöne Küche neben dem Wohnzimmer mit Esstisch und Ausgang zum Balkon. Schlafzimmer und großes Bad sowohl auf dieser Etage als auch auf der oberen. Dort gab es auch ein gut eingerichtetes Büro mit Computer und Internetanschluss und zwei weitere Balkone. Dort gab es auch einen gut eingerichteten Computer-Raum und zwei weitere Balkone.
Wir erfuhren erst jetzt, dass Julie und Ray direkt unter uns wohnen werden, wo sich eine weitere komplette Wohnung befindet. Diese hat einen eigenen Eingang vom Parkplatz her. Wir haben die ganzen zwei Wochen kaum etwas von unseren "Untermietern" gemerkt.
Danach zogen Julie und Ray sich zurück, wir gingen durch die Tür der Glaswand
© Willi Grigor, 2010 (Rev. 2017)