Was einstmals Taubenschlag war, ist heute
Urnenanstalt für solche Leute,
die sich sowohl ein Denkmal setzen
als auch für paradiesische Zeiten
einen noblen Wartesaal bereiten.
Sie entziehn sich damit auf längere Sicht
zwar dem ewigen Kreislauf der Humusschicht,
aber möglicherweise ist das eben
ihre eigene Vorstellung vom Ewigen Leben.
Dem emeritierten Fakultätsdekan
hat es ein Grufthaus angetan,
unbewohnt und ziemlich zerbröselt,
und dafür entwickelte er einen Plan,
den der intime Innere Kreis
geistkonformer älterer Semester
sofort begeistert zu schätzen weiß.
Man macht sich Gedanken und Namenslisten
für ausgewählte sympathische Christen
und sammelt, schlägt vor, baut aus und an,
und hat es geschafft und freut sich daran.
Und wärst du selber auch gern dabei,
ist alles belegt und kein Platz mehr frei.
Da stehn sie nun instant in Nischen und Safes
in marmorierten Gebinden,
stehn da mit all ihren Titeln und Namen
in todernsten römischen Bronzelettern
und dem gewünschten würdigen Rahmen
seit Jahren nun schon in geschlossener Runde.
Man hört sie wispern zur Geisterstunde.
2016