Es müssen schöne Träume gewesen sein
die der Verwandlung meines Bruders vorausgingen
Am Ende dieser letzten Nacht
warm verpuppt und eingemacht im Gespinst aus Daunendecke und Gedanken
im längst geschrumpften Kinderzimmer
mit seinen ruhigen graden Kanten
und den flauen Lichterrauten die das Morgengrauen
vorsichtig durchs Fenster siebt
und langsam über die Tapete schiebt
Als die langen schwarzen Fühler sprießen
und schmerzlos durch die Kopfhaut stießen
als Chitin und Kalk und altes Leid in ihm zu einem Panzer polymerisierten
und wuchtige Maxillen und Maximen sein Mundwerk deformierten
Es müssen schöne Träume gewesen sein
vom Klein- und Unbedeutendsein
vom Kichern und Kritzeln und Kitzeln und Spitzeln
vom Spielen und Spazieren und den vielen Seeglas-weichen Pflastersteinen
die geordnet und gelassen die Moldau überbrücken
Er wird gelaufen sein in seinem Traum
das Holpern seiner Füße und der fremden Wörterschar
wie ein heller Trommelwirbel wirr in seinem Haar
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