Gedicht des Tages

Sie finden hier jeden Tag ein anderes "Gedicht des Tages" aus der Bibliothek.

Heute ist das Gedicht des Tages:

III.

Im nächtgen Traum hab ich mich selbst geschaut,
In schwarzem Galafrack und seidner Weste,
Manschetten an der Hand, als gings zum Feste,
Und vor mir stand mein Liebchen, süß und traut.

Ich beugte mich und sagte: »Sind Sie Braut?
Ei! ei! so gratulier ich, meine Beste!«
Doch fast die Kehle mir zusammenpreßte
Der langgezogne, vornehm kalte Laut.

Und bittre Tränen plötzlich sich ergossen
Aus Liebchens Augen, und in Tränenwogen
Ist mir das holde Bildnis fast zerflossen.

O süße Augen, fromme Liebessterne,
Obschon ihr mir im Wachen oft gelogen,
Und auch im Traum, glaub ich euch dennoch gerne!

Noch mehr Gedichte? Zur Gedichtesammlung von LiteratPro, mit mehr als 25.000 Gedichten der klassischen und modernen Literatur, geht es hier → Gedichte