Die Tanne

Bild zeigt Jürgen Wagner
von Jürgen Wagner

So gerade, klar nach oben
wächst in uns'rem Land nicht viel
braucht's tiefe Wurzeln in dem Boden
damit man doch erreicht das Ziel

Einhundert Jahre hält sie aus
im Schatten and'rer Bäume
Dann legt sie los und kommt sie raus
verwirklicht ihre Träume

So majestätisch und harmonisch
steht sie da in uns’rem Tann,
So wenig krumm und gar nicht launisch
ist sie ein wahrer Edelmann

Wenn alles dunkel, alles weiß
an uns'rem Jahresend
ist sie der Lebenskraft Beweis
zu einem Lichtadvent

2013-16

Für frühe Völker war die Tanne ein Baum von außergewöhnlicher magischer Kraft, galt als Sinnbild der Stärke und der Hoffnung. Tannen sind Tiefwurzler, wachsen schnell, klar und gerade – wenn sie gute Bedingungen vorfinden. Als immergrüne Bäume verkörpern sie die Kraft des Lebens zur Zeit der Wintersonnenwende – wie unser ‚Tannenbaum’ – aber auch den religiösen Glauben an das ewige Leben. Daher sind Tannenzweige und Tannenreisig auch Bestandteil für Grabschmuck und Grabkränze. Im Schatten anderer Bäume sterben die meisten Arten - die Tanne kann aber einen Art Winterschlaf von bis zu 100 Jahren halten - und aus dem vermeintlichen Kümmerling wächst dann ein mächtiger Baum heran.
Die Nadelblätter sind generell eine Anpassung an trockene Standorte. Sie verdunsten durch ihre kleine Oberfläche nicht so viel Wasser. Im Winter ist durch die gefrorenen Böden kein Wasser zu erhalten. Die Laubbäume werfen deshalb ihre Blätter ab.
Der ‚Tann’ bezeichnete früher den Wald.

Veröffentlicht / Quelle: 
Aus 'Baumgedichte' - Berlin 2013
Gedichtform: 
Thema / Schlagwort: 

Rezitation:

Rezitation: Sprache, Musik und Aufnahme: Jürgen Wagner
Noch mehr von der Persönlichkeit → Jürgen Wagner