Ich hab mir einen Brief geschrieben,
heute lag er auf dem Tisch.
Mein Name schrieb ich auf den Umschlag,
mit sichtlich schwacher Schrift.
Ich hab mir einen Brief geschrieben,
vor weniger als einem Jahr.
Ihn zu öffnen fiel mir mehr als schwer,
war er für mich noch annehmbar?
Ich schlich um ihn herum,
begrub ihn unter viel Papier.
Jedoch die Geister die ich rief,
vereinten sich in mir.
Fünf Blätter schrieb ich voll an mich,
mit Sätzen, wie an einen alten Freund.
Milde Worte wählte ich,
zunächst sehr klar und aufgeräumt.
Ich bat mich um mehr Liebe,
zu Mir und meinem Tun.
Ich bat mich zu verzeihen,
Und mehr in mir zu ruh’n.
Ich las von meinen Ängsten,
von Blicken zwischen Dir und mir.
Von Zweifeln, die ich in mir trage,
vom Hoffen auf das große Wir.
Ich beschrieb mich als vertraute Fremde,
als Frau mit zu viel Tiefen.
Eine Diva mit zu großen Dramen,
die selbst im stumpfen Alltag riefen.
Mein Leben floss in blauer Tinte
durch meine Augen in mein Herz.
Ich las mein War und Sein und Werden,
vom Himmelblau bis tiefem Schmerz.
Ich hab mir einen Brief geschrieben,
kein Wort geht mehr zurück.
Kein Komma lässt sich mehr verschieben,
er bleibt ein unlöschbares Stück.
Kommentare
Wow, genial geschrieben,liebe Ida!
Herzliche Grüße,
Angélique Duvier
Eine sehr schöne Idee. Wirklich, sehr schön!
Schöne Grüße
Ben