Mondschein

Bild von Marcus Pritorius
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Wenn Nachts keine Wolke den Himmel trübt. Wenn die Sterne über dem kahlen Baum vor meinem Fenster kalt glänzen. Dann blicke ich hinauf zum Mond und sehe die Oberfläche dieser Welt samten umhüllt von seinem Schein. Auch mich umfasst er, liegt auf meinem Gesicht, auf meinen Gedanken, wie wenn ein Hauch deines Duftes noch leicht den Raum durchströmt, obwohl du ihn schon lange verlassen hast.

Und ich wende mich an ihn mit der Frage was es ist mit uns beiden. Der Mond scheint mir in dieser Angelegenheit der richtige Ratgeber, denn er hat schon viele Liebende gesehen. Ich frage ihn ob es oft passiert, dass Mann und Frau sich in ihren Werten, ihren Anschauungen, ihrer ganzen Art und ihrem Auftreten so sehr ähneln wie wir es tun. Ob dies Zufall sein kann oder Bestimmung. Und ob es eine glückliche Fügung ist, dass wir zwar in Gedanken wie eine Person, charakterlich jedoch äußerst verschieden sind.

Er schweigt dazu und doch ist dieses Schweigen mir Antrieb zu behaupten, dass es für mein Leben, für das Leben im generellen, besser wäre zu wagen, in dich zu dringen mit dem Risiko im Ozean deiner Tränen zu vergehen, als dieses Leben ohne dich zu leben, eines natürlichen Todes zu sterben und den Würmern zum Fraß vorgeworfen zu werden.

Mondschein auf Baum und Wiese. Mondschein auf mir in meinem dunklen Fenster. Mondschein über dir, wo immer du auch sein magst, stimmt mir schweigend zu.