Lichtblicke

Bild zeigt Annelie Kelch
von Annelie Kelch

Genieß den Augenblick, den schönen, holden:
wie ein Gedankenblitz saust er davon
auf goldnen Flügeln und kommt nicht wieder;
du starrst verwundert auf ein Stück Gefieder,
das er verlor, presst es in
deinem Lieblingsbuch
zur Ruh', ach du!

Und schnupper ruhig auch mal
am duftigen Flieder - am Wegrand,
hinter luftigen Zäunen,
erfreu' dich an blühenden Bäumen
und bunten Wiesen,
lass dir von keinem
das Leben vermiesen.

Blick nicht im Zorn zurück;
halte dein Glück
fest in beiden Händen,
bedenke, wie schnell sich
das Blatt wenden
kann, der Sommer die
Abschiedsflagge hisst,
dass du sterblich bist. -

Und wisse: ein Leben
ohne goldne Momente
ist öder noch als ein Teich
ohne Schwan oder Ente.

erscheint demnächst in der Anthologie der Frankfurter Bibliothek

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