Ich liege im Schatten der beiden.
Es kann die Tann' die Birk' nicht leiden.
Die Tanne zu der Birke spricht:
"Frau Birke, ich verstehe nicht
Ihre Art und Ihr Getue,
Ihre arrogante Ruhe.
Man sieht ab Herbst Sie ohne Kleide,
für Tannen keine Augenweide.
Und im Frühling Sie sich putzen,
zu welchem Zwecke, welchem Nutzen?"
Die Birke schüttelt ihre Krone:
"Frau von Tanne ich betone,
ich stehe hier seit sechzig Jahr',
die erste Zeit war wunderbar.
Dann hat Ihr Wald Sie ausgesetzt,
gleich neben mich, ich war entsetzt.
- Den Grund dazu will keiner nennen,
ich nehme an, dass Sie ihn kennen.
Seitdem, ich werd es nie verzeihn,
schwelgen Sie in Stichelei'n.
Ich wünschte mir, es tut mir leid,
Sie trügen auch ein Birkenkleid.
Mich träfen dann, das Wesentliche,
nicht ihre bösen Nadelstiche."
Die Tanne eine Pause nimmt.
Sie stichelt weiter?
Ganz bestimmt!
© Willi Grigor, 2015
Landleben in Liverud
Kommentare
Dein Gedicht macht mir Freude, das nächste Mal gehe ich mit offenen Ohren durch den Wald.
Herzliche Grüße, Susanna.
Danke Alfred und Susanna für Eure (unterschiedlichen) Reaktionen.
Herzliche Grüße aus dem Birkenland
Willi