AU 2010 05 Auckland, NZ

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von Willi Grigor

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Fortsetzung von AU 2010 04 "Aboriginal Tent Embassy" in Canberra

Am 14. Februar 2010 flogen wir von Canberra über Sydney ostwärts nach Auckland, der Millionenstadt im Norden der Nordinsel von Neuseeland. Wären wir weiter nach Osten geflogen, hätten wir nach ca. 1000 km die Datumgrenze überflogen und nach weiteren 11000 km Südchile erreicht. Zwischen Neuseeland und Chile liegt nichts, nur das Wasser des Pazifischen Ozeans. Zur anderen Seite breitet sich die Tasmanische See 2000 km bis nach Australien aus. Neuseeland ist wahrlich ein abgeschiedenes Eiland.

Auckland ist eine Millionenstadt, entsprechend flott ist der Flughafen.

Hoch im Norden von Neuseeland
thront die eigentliche Hauptstadt.
Für zwei unvergessne Wochen
war sie unsre liebe Heimstatt.
Fast ein Drittel aller Menschen
in dem Musterland Neuseeland
leben prima in der Regel,
sind Bewohner dieser Großstadt
mit dem Namen "Stadt der Segel".

Der pakistanische Taxifahrer war nicht besonders gesprächsfreudig; er antwortete immer nur kurz auf unsere unwichtigen Fragen. Er fand unser Ziel, Blockhouse Bay Road 397 Unit 1, ohne Problem. Unser Haus lag nicht direkt an der breiten, stark befahrenen Straße. Eine kleine Privateinfahrt führte zu einigen Anliegern. Von dort sah man die Straße nicht und hörte den Verkehr kaum.
Der Taxifahrer schwenkte ohne zu zögern in die Einfahrt als wäre er schon öfter hier gewesen. Ein Rechts- und dann ein Linksschwenk, dann hielt er an einer Art Innenhof vor einem Winkelhaus an. Wir bezahlten, stiegen aus, nahmen unser Gepäck und standen mitten in einem Haufen spielender und lärmender Kinder. Ein ungewohnter Beginn für uns an einem neuen, temporären Wohnplatz.
Wir wussten, dass unsere Tauschpartner Anne und John verreist waren und Annes Mutter Peggy uns erwartet. Sie kam auch schon auf uns zu und klärte uns auf. Zwei vermietete Parterrewohnungen sind an Anne und Johns Haus angebaut. In der einen wohnt ein älteres Paar. In der anderen, direkt an die Garage "unseres Hauses" angebaut, eine afghanische Familie mit einem dreijährigen Kind, und ausgerechnet heute ist Geburtstagsparty. Peggy war auch überrascht über diese lärmende Stimmung hier, versicherte uns aber, dass beide Familien eigentlich sehr zurückgezogen leben. Wir waren natürlich etwas verunsichert aber ich will jetzt schon sagen, dass sie recht hatte. Nur an diesen ersten zwei Stunden unseres Aufenthaltes hier fühlten wir uns etwas gestört.

Peggy führte uns durch das Haus. Unten war ein Schlafzimmer und ein abgeschlossener, privater Bereich. Eine Treppe nach oben führte in einen großen, offenen Raum mit Küche und Wohnzimmer. Vom Wohnzimmer führte eine Tür auf den großen Balkon. Von der Küche ging es in den Schlafbereich mit zwei Schlafzimmern und zwei Badezimmern. Im großen Schlafzimmer, das auch eine Tür zum Balkon hatte, stand natürlich so ein großes Queensdoppelbett mit einer gemeinsamen Matratze, was ich nicht mag. Das zweite Zimmer ähnelte mehr einem Abstellraum mit einem schlechten Reservebett. Ich entschloss mich sofort, die breite Couch im Wohnzimmer auch als Bett zu benutzen. Im Schlafzimmer unten war es mir doch etwas zu einsam. Alles sah aber sehr gepflegt und gemütlich aus, mit Ausnahme des kleinen Schlafzimmers. Das war aber ein guter Platz für unsere Koffer.

Wir gingen auf den Balkon. Anne und John hatten zu unserer Ankunft eine schwedische Flagge am Geländer befestigt. Wir wollten uns hier aber nicht als Eroberer zeigen und entfernten sie wieder.
Bald darauf machten wir unseren ersten Spaziergang entlang der ziemlich befahrenen und kerzengeraden Blockhouse Bay Road. Ungefähr einen Kilometer entfernt sollte ein Einkaufszentrum liegen, das wir auch ohne Probleme fanden. In einem verhältnismäßig schmuddeligen Supermarkt kauften wir vorsichtig etwas Brot, Käse, Salami und Salat zum Abendessen. Die Fleischabteilung mieden wir. An die müssen wir uns erst gewöhnen. Wieder draußen sahen wir, dass es weitere, kleinere Geschäfte und Restaurants gab. Noch 500 m weiter und wir wären am Ufer der Großen Bucht gewesen. Wir gingen zurück, es dunkelte.
Am ersten Abend nach einem Ortswechsel ist man immer etwas gespannt aber am nächsten Tag beginnt dann die Entdeckerphase, die entspannend wirkt und immer etwas zu bieten hat.

Fakten
Auckland liegt im Norden der Nordinsel und ist mit 1,3 Millionen Einwohnern die mit Abstand größte Stadt Neuseelands. Hier wohnt fast ein Drittel der gesamten Bevölkerung Neuseelands. Neuseeland wurde im 13. Jahrhundert von Polynesiern entdeckt und besiedelt. Sie kamen mit einfachen Kanus über dem offenen Meer von der Inselgruppe Polynesien. Diese Urbevölkerung (genannt "Maori") ist heute in Neuseeland in der Minderheit. Die Besiedelung Neuseelands durch Europäer begann erst Anfang des 19. Jahrhunderts. Auckland wurde um das Jahr 1350 von den Maori besiedelt. Das Jahr 1840 gilt als das Geburtsjahr der heutigen Stadt. Auckland hat sowohl im Osten wie im Westen Anschluss an das Meer. Auckland wird oft als „City of Sails“ („Stadt der Segel“) bezeichnet, da es an den Küstengebieten zahllose Yachthäfen gibt. Westhaven Marina nahe der Auckland Harbour Bridge ist mit etwa 1.400 Boots-Stellplätzen nicht nur der größte Yachthafen der Stadt, sondern der ganzen Südhalbkugel. Außerdem gibt es in keiner anderen Stadt der Erde so viele Segelboote pro Person wie in Auckland.

In unserem Wohnungstauschübereinkommen mit Anne und John war auch ein Autotausch inbegriffen. In der Garage stand ein nagelneuer, grün lackierter Landrover. Wir hatten aber nicht vor, das Auto zu benutzen, da ich mich in einer Großstadt im Linksverkehr nicht so wohl fühle. Ich fahre nur, wenn wir mehr abseits der Stadt wohnen wo der Verkehr gering und die öffentlichen Verkehrsmittel nicht so zugänglich sind. Hier in Auckland konnten wir alles mit dem Bus erreichen. Ausflüge ins Land hatten wir nicht geplant. Einen guten Eindruck von der Landschaft der Nordinsel werden wir bekommen, wenn wir in knapp zwei Wochen mit dem Bus bis zu unserer nächsten Station in der Hauptstadt Wellington fahren.

Nach dem Frühstück am nächsten Tag gingen wir zur Bushaltestelle ganz in der Nähe, um in die Innenstadt zu fahren und uns dort einen Überblick zu verschaffen. Wir haben uns, wie üblich, auch auf dieser Station unserer langen Reise nicht besonders vorbereitet. Wenn man zwei Wochen Zeit hat, schafft man das alles vor Ort, ist unsere Devise. Der Himmel war bewölkt, um die 25 Grad, perfekt für einen Stadtbummel. Die Busreise in die City sollte eine halbe Stunde dauern. Die erste Erkundungsfahrt durch eine neue Stadt - mit den damit verbundenen neuen Eindrücken - ist immer spannend.
Vom

© Willi Grigor, 2010/11 (Rev. 2017)

Gedichte und Prosa:
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