AU 2010 05 Auckland, NZ - Page 3

Bild zeigt Willi Grigor
von Willi Grigor

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der zur Blockhaus Bay Road fuhr. Der Bus war sehr voll, es war Büroschluss. Wir beobachteten aufmerksam den Fahrtweg und waren zufrieden, als wir in die Blockhaus Bay Road einbogen, aber es war noch ein weites Stück bis zu unserem Haus. Wir hatten Nr. 397 und hier war der Anfang der Straße. Gleich danach bog er jedoch wieder ab und nahm einen ganz anderen Weg. Wir wurden unruhig. Nach einer Weile erkannten wir plötzlich unser Einkaufszentrum. Schnell die Schnur gezogen und an der nächsten Haltestelle ausgestiegen. Jetzt mussten wir knapp zwei Kilometer zurücklaufen. An diesem zweiten Abend hier waren wir echt müde, schliefen aber trotzdem nicht so gut. Als wir gegen ein Uhr morgens einen Spaziergang zur Toilette machten, sahen wir einen Lichtschein aus dem Zimmer unter uns. Als wir gestern den Garten und den Pool besichtigten, schauten wir durch das Fenster und dachten, das ist wohl ein Gästezimmer. Wir waren etwas verwundert. Anne und John hatten nicht erwähnt, dass unter uns jemand wohnen/übernachten sollte. Kinder hatten sie nicht mehr zu Hause. Wir hörten jedoch keine Geräusche und legten uns wieder hin.

Am Morgen lasen wir (eigentlich nur Gullan) das Informationsheft, das Auskunft über alles Wichtige für den jeweiligen Tauschpartner gibt. Da stand u. a.: "Die kleine Wohnung unten ist an einen jungen, ruhigen Mann aus Malaysia vermietet. Er heißt Khoo und ist meistens auf seiner Arbeit. Wir werden ihn kaum bemerken." Ich kann das jetzt bestätigen. Ich habe ihn nur einmal gesehen und kurz mit ihm gesprochen. Er hatte nie Besuch und er machte nur auf sich aufmerksam, wenn er ein bestimmtes Essen kochte, dessen spezieller Duft unsere Geruchsorgane etwas irritierte.

Am nächsten Tag war ich früh auf dem Balkon. Eine riesige Fliege (?) mit bunten Flügeln landete genau vor mir auf der weißen Hauswand. Ich machte schnell einige Fotos bevor sie weiterflog. Ich komme noch auf sie zurück.

Wir wohnten ziemlich nah an der Blockhouse Bay, die Verbindung zum Tasmanischen Meer zwischen Neuseeland und Australien hat. Ungefähr 45 Minuten Fußweg. Wir machten uns auf zu einem unambitiösen Entdeckungsspaziergang.
Es ging vorbei am bekannten Einkaufszentrum zur Bibliothek. Hier konnte man kostenlos ins Internet. Wir hatten im Haus keinen Computer und gingen hinein um zu sehen ob wir Post hatten und um einige E-Mails zu schicken. Danach gingen wir weiter auf der Straße, die bald nach rechts abbog und wir sahen vor uns die Bucht und deren steinigen Schlammstreifen, es war Ebbe. Der nun schmale Weg führte steil nach unten, rechts und links üppiger Baumwuchs, der uns im Vergleich zu Australien gigantisch vorkam. Auch Blumen in allen Farben, Gullan hat die ihr bekannten in ihrem Tagebuch aufgezählt. Ich erspare mir das hier.
Wir gingen den kurzen Weg entlang des durch die Ebbe nicht sehr ansehnlichen Strandes, bis Felsklippen den weiteren Weg versperrten. Bei Flut sieht das sicher alles besser aus. Die Äste der vielen Bäume am Ufer ragen dann sicher bis ins Wasser. Wir gingen wieder den steilen Weg hinauf und setzten uns auf die Bank des neu aussehenden Rastplatzes für Wanderer, mit schönem Blick auf die Bucht. Wir beschlossen, morgen wiederzukommen und eine Wanderung durch den regenwaldähnlichen Park entlang der Küste zu machen.

Die schweißtreibende Wanderung am nächsten Tag begeisterte uns total. Die Pfade, die auf den steilsten Stellen durch Holztreppen begehbar gemacht waren, leiteten uns durch ein spannendes Regenwaldgebiet: Dichter, grüner Wald mit unbekannten Bäumen und Büschen. Den Riesenfarn, ein Baumfarn, sieht man überall. Wir lasen auf einem Schild, dass er hier "Ponga" genannt wird (lat. Cyathea dealbata) und bis zu 10 m hoch werden kann. Er ist die neuseeländische Nationalpflanze und im Wappen Neuseelands sind seine Zweige abgebildet. Immer wieder sahen wir auch das Meer zwischen den Bäumen, was das Wandererlebnis erhöhte.
Vor allem aber sind es die ohrenbetäubenden aber dennoch angenehmen Geräusche, ein starkes Pfeifen zusammen mit deutlichen Schlagtönen, die das ganze zu einem großen Erlebnis machen. Es handelte sich um Zikaden, die zu Millionen überall in den Bäumen saßen. Man hörte sie so nah und doch dauerte es sehr lange, bis wir die ersten sahen. Danach war es leichter, sie zu entdecken. Auf der dunklen Astrinde sind sie gut getarnt. Wir sahen deutlich wie sie durch Zusammenschlagen der Flügel die Schlagtöne erzeugten. Die "Fliege", die ich auf dem Balkon gesehen hatte, war also so eine Zikade. Sie muss sich verirrt haben. Es war das einzige Mal, dass ich eine Zikade außerhalb eines Blätterschutzes sah.

In Vancouver/Kanada waren die olympischen Winterspiele im vollen Gange. Hier merkte man nichts davon. Im täglichen spätabendlichen TV-Bericht machte man sich ein bisschen lustig über die komischen Sportarten auf Schnee und Eis. Kunsteislauf und Kunstskispringen nahm man etwas ernster und zeigte längere Berichte. Fernsehen in Neuseeland ist tatsächlich noch dürftiger als in Australien! Aber wir hatten unsere Bücher und gingen früh zu Bett.

Morgens machte ich wie üblich meinen Spaziergang, um Brötchen und anderes für das Frühstück zu kaufen. Leider war das Brot im Supermarkt für unseren Geschmack von schlechtester Sorte, weich wie Schaumgummi und charakterlos. Es gab auch zwei kleine Bäckereiläden im Einkaufszentrum, die aber scheinbar das gleiche Rezept benutzten. Man gewöhnt sich aber an alles und wenn wir in der City waren, kauften wir immer einen kleinen Brotvorrat.
Den morgendlichen Spaziergang Richtung Supermarkt variierte ich immer etwas, um die nähere Umgebung auszukundschaften. So entdeckte ich zwei kleine aber schöne Parks ganz in der Nähe, die wir dann regelmäßig aufsuchten. In dem einen Park war das Zikadenkonzert womöglich noch intensiver als in dem Küstenstreifen. Bäume, Büsche und Rasen sind hier ist so saftig frisch, ein perfektes Klima für die Pflanzenwelt. Man hat Platz in dieser Millionenstadt, die Straßen sind breit und von Bäumen gesäumt. Es ist aber ziemlich hügelig hier, was für Fußgänger anstrengend werden kann. Später haben wir dann erlebt, dass es nach Süden zu immer hügeliger, ja bergig wird.

Mount Eden
Man hat uns erzählt, und wir haben es auch gelesen, dass es in Auckland 50 Vulkane gibt, alle sehr alt und inaktiv. Das sind heute die Hügel, die zum Teil mit Häusern bebaut sind.
Der bekannteste ist Mount Eden. Er ist mit 200 m die höchste Erhebung Aucklands und

© Willi Grigor, 2010/11 (Rev. 2017)

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