Himmelblau
Von straffen Winden glatt gefegt, liegst
Du, Himmel, blank geputzt, satt von
Stahlblauem Gefärbe, da. Strahlst mit der
Sonne um die Wette – und mir wird so leicht
Gestern noch bist Du mir Grau gekommen
Machtest ein Gesicht, dass mir bange wurde
Und verschmolzest mit dem kalten Fels
Beinah hätt‘ ich Dich beim Sündigen ertappt
Jetzt schnurrst Du wie eine sattgegessene Katze
Sogar der Ofen hat vergessen, sich zu entzünden
Vor lauter Staunen über Dich. Ich entfliehe dem Haus
Nehme den Pfad zum Berge hinauf, Dir entgegen
Mit einer Blume in der Hand, meiner Kleider entledigt
Stehe ich da, zwischen Kipfel und Dir, greife in Dein
Sattsames Blau und nasche ein wenig davon, es schmeckt
Nach Millionen von Jahren und doch so frisch wie Quellwasser
So steige ich wieder hinab, durchs von Schnee zerwalkte Gras
Gesättigt und zufrieden im Morgenlicht. Die Fenster der Häuser
Sie sind geöffnet, es duftet nach Kaffee und Morgenstimmung
Mir entgegen, von der Campanile, das erste Glockengeläut.
Jetzt, Tag, beginne!
Anner Griem / 2014