Weißt du nicht selbst, dass alles, was da fließt,
zwei Ufer hat, durch die es sich begrenzt,
dass alles, was sich meerwärts hin ergießt,
sich durch sein eigenes Gegen-Teil ergänzt,
dass alle Form, dem Formlosen entsprossen,
den Widerpart in sich stets trägt,
dass dieses Eine Sein, ins Seiende ergossen,
sich nur als Waage zweier Schalen beiderseitig wägt?
Spürst du nicht selbst, dass jeder einzelne Gedanke,
den dein Bewusst-Sein in sich selbst gewahrt,
dir selbst als formgewordene Geistes-Schranke
der eigenen Natur nach nie sein Gegen-Teil erspart?
Ist es nicht so, dass Freud und Leid
so unzertrennbar sind wie beide Seiten
der einen Münze, stets zu zweit
verbunden miteinander: im Durchschreiten
der Einen Kraft, die beiden innewohnt,
mag jede dich hindurch geleiten
durch jene Flamme, die nur das verschont,
was selber Feuer in dir ist und nie verbrennt:
der Eine, der im reinen Herzen thront,
Sein Licht der Liebe, das Sich Selbst erkennt,
jenseits von Un-Heil, ewig heil,
der Himmel kennt kein Gegen-Teil.