Am frühen Abend wie diesem
schmutzstarr tief überm Eimer gebeugt
die Straße trug er auf seinen Lumpen
grub gierig brabbelnd ein Mensch
im Fauligen stieg Dumpfes auf
blindlings griff sein Hunger hinein
die Hälfte des Trostes nährte den Mund
kein Ekel pochte in seinem Rachen
der Bahnsteig warf sich vor den Zug
irres Licht dröhnte
Türen spuckten Leute aus
abgefahrenen Zügen
nächster Halt – ‘n Spende bitte
die Woche schon dreimal jejeben
echote es – Krakeele riss lallend
an verklebten Haaren
Bierdosen schwappten
mit stinkendem Atem
fuhr der Zug wieder an –
von Neukölln bis Wedding
Kommentare
Erschütternd, liebe Monika, und ganz ausgezeichnet geschrieben. Respekt.
Ein Gedicht, das sprachlos macht und mir sehr nahegeht.
Neukölln kenne ich auch - zum Teil. Wir waren dort mal auf einem
riesigen Abenteuerspielplatz mit Betreuung - rundherum eine Armee
aus Hochhäusern. Das war vor sehr, sehr vielen Jahren. Als ich zuletzt
in Berlin war, noch nicht sehr lange her, ging es in den U-Bahnen noch ganz
normal zu - im Umkreis des Hauptbahnhofs zumindest.
Liebe Grüße zu Dir,
Annelie
Danke, liebe Annelie! Als ich von Jürgen HAUPTBAHNHOF KÖLN las, fiel mir diese alltägliche Szenerie in der U-Bahn wieder ein, mittlerweile häufig zu beobachten, nicht nur in Nord-Neukölln - das schleppe ich dann mit mir herum...
Unverdrossen schöne Grüße, Monika
Nicht nur auf dieser Strecke ...
Sehr eindrucksvoll geschrieben, liebe Monika.
Herzliche Grüße, Susanna.
Auch Dir, liebe Susanna, herzlichen Dank und viele Maigrüße!
Monika