Gedanken nach einer wichtigen Reise
Nach Jahren der Kindheit,
der Jugend, der Reife ...
... ein Mensch will mit Eifer
vor seine Zeit blicken:
zurück auf die Jahre
der Kindheit, der Jugend,
der Reife, des Alterns
der Frauen und Männer,
der Gräber der Ahnen.
Er findet das Land und
den Ort und die Gräber
der Seinen, zu denen
Gedanken von ihm sich
nur selten verliefen.
Mit glänzenden Augen
sieht er sie dort vor sich,
die strebsamen Männer,
die fleißigen Frauen
gebettet in Erde,
beschattet von Büschen,
aufstrebenden Bäumen -
weit weg von Bebauung,
von Arbeit und Lärm.
Er hat ihn gefunden,
den Schlussort der Ahnen,
in werdender Wildnis
auf grünendem Hügel.
Dort, wo sie nun weilen,
herrscht blühendes Leben,
nicht lebloser Tod.
© Willi Grigor, 2018
Aus dem Leben
Nach dem Besuch des sterbenden katholischen Friedhofs des vor dem 2. Weltkrieg blühenden Städtchens Mihaileni nahe der Grenze zur Ukraine.
Die Gedanken vor der Reise lesen Sie hier:
literatpro.de/gedicht/130818/vielleicht-find-ich-ihre-graeber
Kommentare
Die Kreuze über den Gräbern sind noch da, wie Mahnmale stehen sie inmitten grüner Wlidnis und könnten viel erzählen, Dein Thema geht mir nahe, weil es mich auch sehr beschäftigt, lieber Willi.
Liebe Grüße - Marie
Ich bin sehr froh, dass ich zwar spät aber nicht zu spät, zusammen mit Frau und Sohn, zum Ort unserer Ahnen gereist bin. Nur eine Person (Cousine meines Vaters), die 1940 mit ihrer Fam. nicht nach Deutschland übersiedelte, lebt noch, spricht aber nicht Deutsch. Wir hatten doch einen Dolmetscher ins Englische, der uns begleitete.
Auf diesem kath. Friedhof sind auch evang. bestattet, z.B. meine Ahnen mütterlicherseits.
Danke für den Kommentar, Marie.
Willi
Ein gutes Gedicht, lieber Willi, gut, dass sich noch jemand darum kümmert und darauf hinweist. Mich hat Dein Gedicht sehr beeindruckt. Die schönen Fotos sprechen für sich. Eine gepflegte Wildnis, die keine totale Zuwucherung duldet, bringt wieder neues Leben hervor - auf diesem schönen grünen Friedhof.
Liebe Grüße,
Annelie
Ich danke Dir, liebe Annelie.
Dieser Friedhof ist zum Sterben verurteilt. Er liegt weit weg vom Ort, in dem nur noch drei Katholiken wohnen. Die ehemalige relativ große deutsche Minderheit ist so gut wie ausgestorben. Es gibt keine Menschen mehr, die den Friedhof pflegen können/wollen. Man hatte uns abgeraten, ihn zu betreten (Schlangen, Wölfe).
Liebe Grüße
Willi
Da herrscht viel Leben, wie man weiß -
Weise schließt sich dort manch Kreis ...
LG Axel
Auch für mich schließt sich ein Kreis -
Ich bin froh, dass ich dies weiß.
LG
Willi
Lieber Willi, wieder ist hier ein einfühlsames, nachvollziehbares und auch sprachlich sehr harmonisches, zum Nachdenken anregendes Gedicht Deiner Feder entfleucht, abgerundet durch stimmungsvolle Bilder! "Danke" sagt Alfred.