Das kalte Blut

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von Alf Glocker

Heute Nacht war Klassentreffen:
der Club der toten Dichter!
Ach, was haben wir gelacht?!
Hohe Stirnen, graue Schläfen –
außen rum die Weltvernichter
und wir hatten keine Macht!

Diskussionen ohne Ende!
Meinungen, doch gar kein Trost.
Und wir fragten uns: Warum?
Dort, im welkenden Gelände,
war man freundlich, nicht erbost,
lernte fleißig, war nicht dumm.

Unsere Verse war’n gesprochen,
ja, sie klangen sehr melodisch.
Nur – man hielt sich nicht an sie.
Plötzlich war der Bann gebrochen:
„Das ist leider idiotisch“,
sagten wir, „das nützt doch nie!“

Nur weil wir schon alle tot –
unschädlich für diese Laffen –
wagen sie es aufzusaugen,
was wir dachten, in der Not.
Unser aufrichtiges Schaffen
wollten sie nicht hinterfragen!

Nein, sie leierten nur munter
unseren Schmonsens vor sich her,
und sie fühlten sich noch gut!
Unsere Werke, rauf und runter,
interessierten keinen mehr –
kalt und öde bleibt ihr Blut!

©Alf Glocker

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