Ich nahm die vielen schönen Worte
und klopfte an die Himmelspforte.
Doch Petrus sagte einfach „Nein!
Die Worte sind doch bloß zum Schein.
Damit beschwerst du nur den Himmel.
Hier gibt's kein hohles Wortgewimmel.
Hier zählen Taten, was du gemacht -
nicht nur der schönen Worte Pracht."
Ich nahm die Worte wieder mit
und ging betrübt den Weg zurück.
Die Worte wurden mir zu schwer.
Sie wiegten mehr als noch vorher.
Leicht liess ich sie zur Erde fallen
und sah sodann ein Feuerwallen -
Hoffte, davon die Wiesen blühen.
Welch' Hohn! Ein Blühen ohne Mühen!
Ich sah genauer hin, erschreckt.
Was vorher ich noch nie entdeckt:
Die Erde glühte! Ein Sonnenball!
Schöne Worte brannten überall.
Sie zischten hell in hohen Flammen -
Erde war in der Worte Zangen.
In allen Worten war nichts drin.
In Worten ging die Erde hin.
Auch hier nur wirklich Taten zählten -
Nicht all die Worte, die wir wählten.
Satire
Kommentare
Aus dem Talmud:
Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter, denn er ist Dein Schicksal.
An Worten hängt so viel mehr, als wir zu glauben scheinen. Ob leer oder nicht, alle haben ihre Wirkung, wie Du so fein bemerkst in Deinen wunderbaren Zeilen, liebe Laleah.
Herzliche Grüße
Ella
Danke, Ella. Ich kenne die Zeilen und den Sinn dahinter. Für mich ein Mantra/Gebet in schlechten Zeiten.
Das sollte man sich täglich bewusst machen...
Ob Worte, ob Taten, wer wird's erraten ?
Mein 'Onkel' war ein strammer und unbeugsamer Nazi. Er leitete im Dritten Reich die Reichsschulung ( NSIdeologie) auf der
Plassenburg (Kulmbach) und bildete zukünftige Gauleiter aus. Sein Lieblingssatz ?
"Taten allein tragen der Toten ewige Tafeln". Adolf von Thadden und mein 'Onkel' gründeten die NPD.
Dein Gedicht gefällt mir sehr !!!
HG Olaf
Ein Trost bei dem Gedanken an deinen 'Onkel': Bei dem sagt Petrus immer noch "Nein!"
Freut mich sehr, dass dir das Gedicht gefällt. Nachdem ich es geschrieben hatte, kapierte ich erst, was mir da so schnell und unbedacht aus den Fingern floß. Und es wirkte lange nach.
Nur Taten werden Folgen haben!
Doch kann man sich an Worten laben -
wie Du sie setzt, gefällt mir sehr.
Ich wünsche mir davon noch mehr!
Liebe Grüße zu Dir - Marie
Ein wunderschönes Kompliment von jemandem, der so eindrucksvoll das Leben, wie es ist, in Worte fassen kann.
Herzlichen Dank dir, Marie.
...und doch ist's gerade
was wir nur verdichten,
mit Worten und Texten
Gedanken zu schlichten...
Gefühle vermögen
zum Ausdruck zu bringen
und Poesie ist's,
die bringt uns zum Schwingen...
Betrachte es doch auch,
als von Gott geschenkt,
wenn wir nur vermögen,
an uns dann wer denkt...
Wenn wir vielleicht irgendwann
einstmals nicht mehr sind,
Gesprochenes möglich,
vergeht wohl geschwind...
Was aufgeschrieben
das bleibt, hat Bestand,
das ist's was wir lieben,
mit Herz und Verstand!
Danke für deine Gedanken, Uschi, es klingt fast, als wolltest du mich für die Poesie begeistern...Ich habe jedoch nicht vor, poetische Spuren für die Nachwelt zu hinterlassen - die würden sich eh in den vielen längst tiefsitzenden Spuren verlieren. Deshalb und auch wegen der späten, müden Stunde fällt mir nichts besseres ein, als mich - im Vergleich zu bekannten Dichtern - zu verballhornen...
Ich bin kein Stern am frühen Morgen;
auch Esche nicht am kühlen Bach
und alte Eiche nicht im Dorf;
bin weder hold wie Bert und Gott;
und bleibe Schüler, hinterm Busch –
Ich schiller nur in meiner Welt,
mach Poesie, wie mir's gefällt;
schreib‘ Fünfminutengedichte
aus meiner Welt, Alltagsberichte.
Meine Worte fangen vieles ein –
mal dunklen Abgrund, mal hellen Schein
als Zeuge dieser, meiner Zeit.