Seit kurzem halte ich mir einen Färberfrosch. Er ist süß! Er möchte mich immer küssen, damit ich mich auch in einen Färberfrosch verwandle, aber er ist leider das giftigste Tier der Welt. Ich gab ihm Asyl, weil ich Frösche liebhabe und weil ich finde, daß alles, was ich lieb,habe, wichtiger ist als ich selbst. Leider ist es so, daß jeder sterben muss, der sich mit einem Färberfrosch einlässt!
Ich habe deshalb das Gefühl, ich bräuchte eine Sorge für meine arme Seele – und für die des Färberfroschs natürlich. Er will mich doch bloß küssen, was ist für ihn, den Färberfrosch, denn dabei, wo er so schön ist?! Er weiß doch gar nicht, daß ich dann sterben muss … und wenn er’s wüsste und es ihm nichts ausmachte, dann macht das doch auch nichts aus. Der Seelsorger sagt jedenfalls, daß ich in die Hölle komme, wenn ich ihn zurückschicke.
Ob es in der Hölle Färberfrösche gibt, kann ich nur ahnen … aber was ist denn, wenn ich dort ankomme, nachdem ich ihn zurückgeschickt habe und die wollen mich alle küssen? Komme ich dann in die Höllenhölle, wenn ich sie alle wegschicken möchte, in ihren ursprünglichen Färberfrosch-Himmel, wo sie sich andauernd, auf Teufel-komm-raus küssen und Färberfrösche am laufenden Band produzieren?
Ich sehe schon – es gibt kein Entrinnen, vor den Seelsorgern mit ihren Färberfröschen, die der Teufel nicht haben will, sondern Froschliebhaber, die nicht ganz bei Trost sind, den sie selbst in der Hölle nicht finden, weil dort alles voller Seelsorger, pardon, voller Färberfrösche ist, die im schönen Färber-Frosch-Himmel keinen Platz mehr hatten, vor lauter Küssen …
Was soll ich machen?! Selber giftig werden? Oder soll ich einen davon aufblasen, bis er platzt und ihm dabei die Zunge ins Maul stecken, damit ich mich ganz sicher vergifte? Wenn das alle Froschliebhaber machen würden, dann stünde es wenigstens immer 1:1 beim Küssen, oder Nicht-geküsst-werden-Wollen und Doch-geküsst-werden-Müssen, weil man sonst nicht in den richtigen Himmel kommt, wo keine Färberfrösche sind, oder doch?
Vielleicht ist Gott ja selbst ein Färberfrosch, der mich unbedingt küssen will, damit ich vergiftet werde … wer weiß das schon?! Höchstens er, und dann habe ich den Salat – wer sonst?! Der Teufel jedenfalls nicht! Dem geht es gut, mit seiner Färberfroschbrut … denn er ist immun gegen ihr Gift. Ich bin es leider nicht und genau deshalb werde ich jetzt KEIN Besitzer einer Froschfarm! Ich ziehe es, ab sofort vor, an schmackhafte Schenkel andrer Art zu denken …
Wen ich immerhin zu mir in mein Haus lasse, das werde ich mir, ab sofort, gut überlegen – und wen ich küsse, ebenso … obwohl das ja, weiß der Deibel, nicht viel mit Überlegungen zu tun hat. Ob jemand süß aussieht, oder eher weniger, das soll mich in meinen Entscheidungen nicht beeinflussen, Frosch hin oder her, vor und zurück, Fisch oder Fleisch … wer giftig ist, der soll mir gefälligst vom Leibe bleiben, sonst verkaufe ich ihn an einen Meistbietenden.