Vor unserer Wohnanlage befindet sich ein kleiner Spielplatz. In den 90er Jahren spielten dort nur ein paar Kinder, nun sind es beinahe zwanzig mit ihren Müttern, die sich laut unterhalten. Der Lärm steigt in die Höhe, hallt unerträglich in der Nacht.
„Im Sommer bleiben die Mütter mit ihren Kindern bis nach Mitternacht auf dem Spielplatz. Ich schlafe schlecht, gehe unausgeschlafen zur Arbeit“, erzähle ich einem älteren deutschen Ehepaar, das sich auch über den Lärm beschwert.
Gespräche führen eher zu Streitigkeiten, um eine Eskalation zu vermeiden, sprechen wir das Problem in der Mieterversammlung an.
Eine junge Frau türkischer Abstammung meldet sich.
„Und eure Hundekacke, was ist damit? Hallo?“
„Ich habe keinen Hund.“, beteuere ich eilig. „Gegen eine Bestrafung von Hundebesitzern, die ihrer Pflicht nicht nachkommen, habe ich nichts einzuwenden.“
„Und wenn wir mittwochs Frühstück im Nachbarschaftstreff machen, kommt kein Deutscher!“, klagt die junge Frau.
„Ich habe es einmal versucht, aber die Frauen unterhielten sich nur auf Türkisch. Sie bleiben unter sich. Vielen gelingt es nicht, eine Konversation auf Deutsch zu führen, den Eindruck gewannen auch andere Nachbarn.“, sage ich verdrossen.
Nach der Versammlung bleiben viele Fragen offen. Wir fühlen uns unverstanden. Können wir den Graben zwischen uns jemals überwinden?
Ein multikultureller Dialog
von Lena Kelm
Bibliothek
Mehr von Lena Kelm lesen
Interne Verweise
- Autorin/Autor: Lena Kelm
- Prosa von Lena Kelm
- Prosakategorie und Thema: Kurzgeschichten & Kurzprosa
Kommentare
Eher tiefer wird der Graben,
Den wir in der Gesellschaft haben ...
LG Axel
Liebe Lena, du hast es damals ehrlich angesprochen und jetzt offen ausgesprochen. Wenn ich deinen Buchtitel sehe, scheint von da sogar ein Zusammenhang herüber? Etwas auszusprechen wird oft schon zu viel für die niedrige Akzeptanz einiger Menschen und Gesellschaftssysteme. Für den Mainstream auch.
LG Uwe
Sehr viele Menschen in der Türkei sind durch ein islamisches Glaubensbild geprägt.
Einen interreligiösen Austausch - innerhalb der deutsch-türkischen Bevölkerung gibt
es so gut wie nicht.
Die türkisch - türkisch/deutsche Ehefrau lebt i.d. für die Familie. Deutsche Familien
sind sehr selten zu Gast bei den in Deutschland lebenden Türken. Umgekehrt gibt
es Ausnahmen. Ergo: In Deutschland regiert der Ausnahmefall. Und das ist nicht
gut, ist aber auch ein sehr großes Problem unter den Türken, die mit einer Anpassung
wenig im Sinn haben. Ausnahmen ausgenommen.
Was mich persönlich ärgert: Sie reden über Allah und Mohammed. Das ist in Ordnung!
Die Geschichte Mohammeds (570-632 n.u. Zeitrechnung) kennen die wenigsten
Türken. Der Rest ist Tradition. Und Tradition ist nicht gleich Religion.
HG Olaf