Cogito,ergo sum ? - Thesen für ein plausibles Weltbild

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von ulli nass

Philosophie war und ist nur möglich, wenn man den Erkenntnishorizont seiner Zeit überblickt.Pech für die Denker vergangener Jahrhunderte . . . und für die,die glauben,klug zu sein in unsrer Zeit.


So ist es allein durch die Wissensexplosion der Neuzeit viel schwieriger geworden,
auf hohem Niveau zu philosophieren,und auch,klug zu sein.Im Sinne von,
einen Überblick behalten.

Es bleibt das tägliche Bemühen als Lebensaufgabe.


Die Wissenschaft hat viel geleistet.Niemals darf man sie deswegen verabsolutieren.
Das wäre zu blöd.Einfach dumm.Sie würde dann zur Ideologie.

Doch was man weiß, muss einfach akzeptiert werden.Und folglich,muss vieles nicht mehr geglaubt werden.

Der Erkenntnisstand ist viel viel breiter und umfassender als allgemein
 angenommen und verstanden wird.
Diese Diskrepanz führt oft zu völlig unnötigen
 Diskussionen.

Wittgenstein hat recht.Wovon man nichts weiß, darüber sollte(kann) man nicht reden.
Guter Tip.


Das große Problem: moderne Wissenschaft ist häufig kontraintuitiv,sehr 
oft gegen alles,was wir meinen,zu wissen.Damit widerspricht sie auch in 
vielen Bereichen dem sogenannten gesunden Menschenverstand.


Das, was man heute wissen könnte(sollte), ist ein weites, nahezu
 unüberschaubares Terrain.Der Versuch einen ganz groben Überblick
zu behalten, ist Sisyphus-Arbeit. Stellt man sich ihr nicht,wird leider
 vieles als unerklärbar und magisch bewertet,was längst verstanden ist.
Auch dies führt nicht selten zu verzichtbaren Mißverständnissen.


Gehirn,Psychologie,Physik,Biologie,Chaostheorie,Biophysik,Systembiologie,
Geschichte,Selbstorganisation,Astro- und Kernphysik.Mancher Bestseller
z.B: 'Das geheime Leben der Bäume' ist nur deshalb ärgerlich,weil Trivialität 
als neue Erkenntnis verkauft wird. Ganz zu schweigen von dem Universum
an Esoterikliteratur in den Verkaufslisten.


Das schmerzt . . . .
und das Phänomen findet sich leider auch in der Welt der Dichter und Autoren.
Übrigens nicht bei denen, die man in allgemeiner Übereinstimmung zu den Großen rechnet.Schiller,Goethe,Shakespeare . . .
 waren immer auf der Höhe ihrer Zeit.Konnten es, aus den weiter oben ausgeführten Überlegungen gut ableitbar, einfach sein.

Heute finden sich oft enttäuschend überholte Weltbilder in Dichtung und Ratgeberliteratur.
Werden sie nicht mit einem Deutungsanspruch verbunden,
ist das übrigens völlig egal, manchmal auch unterhaltsam, weil einfach schräg.
Man erhalte sich seine Schwäche für dieses Genre,
findet man dort häufig doch viel Kreativität und Fantasie.


Skeptiker sollten trotzdem nicht nachlassen in ihrem
Bemühen, Missverständnisse auzuklären,
Vorurteile abzubauen.


So hält z.B. Descartes' 'Cogito,ergo sum ' . . . inzwischen nicht mehr
 moderneren Erkenntnissen stand. Nie denkt der Mensch, ohne das Hirnstrukturen beteiligt wären, welche für Emotionen zuständig sind (R.Damasio et al.)
 Es ist schlicht nicht möglich. Descartes lag falsch.
Das könnte Menschen mit einer Vorliebe für die Romantik übrigens gefallen?
 Wird doch der Mensch in seiner Komplexität aufgewertet.
Nahezu amüsiert könnte man auch auf Zeitgenossen schauen, die ihr 'Ich' in seiner Planungs- und Entscheidungshoheit deutlich überschätzen. Wir agieren immer als Person, aber das meiste von dem, was wir tun, bedarf nicht bewußter Entscheidungen.

Es gibt auch keinen Betrachter im Kopf, keine innere Theaterbühne, auf der man quasi alles sieht, was wir erleben.
Im Schädel ist es dunkel !?
Im Kopf eines inneren Betrachters müsste wieder ein Männchen sein, und so fort.Ein Regress ohne Ende.

Darüberhinaus sucht man auch vergeblich überzeugende Argumente für
 die Idee eines Leib/Seele Dualismus. Ihn zu denken war eine schlechte Idee in der 
tausende Jahre alten Geistes- und Erkenntnisgeschichte.Körper
 und Geist zu trennen widerspricht
aller Empirie . Das Missverständniss hat viel Unheil
 verursacht.

Der Mensch ist viel mehr durch Zufälligkeiten in seiner Existenz geformt
 als durch seine Lebensplanung.Zu komplex ist die Realität für das Konzept
 Zielsetzung/Zielerreichung. Subjektiv sind wir immer das, was wir erinnern. Wir sind unsere Erinnerung.Was wir nicht erinnern aus unserer Lebensgeschichte,
das existiert nicht.Leider ist es eher noch 'schlimmmer'.
Erinnern bedeutet 
immer rekonstrieren,mit allen möglichen Deformationen und Verfälschungen
 dessen,was stattgefunden hat.Auch das ist total gegen jede Intuition
.
Nirgends Schubladen,digitale Speicher oder ähnliches.Die Analogien zu Hardware und Software eines Computers sind einfach grundlegend naiv und irreführend.Sie werden nicht überzeugender durch ständiges Wiederholen

Dagegen ist das 'Gedankenexperiment' von Schrödinger sehr plausibel.
Es erklärt lediglich den Zusammenhang (Abgrund) zwischen Quantenwelt 
und Alltagsrealität. Beide haben miteinander nichts zu tun. Wer sich ein bischen anstrengt, kann es verstehn.(siehe dazu
z.B. Prof. H . Lesch auf YT)

Wesentliche Erkenntnisse von Astrophysik und
 Kernphysik entziehen sich völlig menschlichen "Anschauungskategorien"
.No Chance.Es gibt keine angemessene Vorstellung von Lichtjahren oder Quarks.
 Quantenmechanik ist nie anschaulich.Aber sie funktioniert in
 vielfältiger moderner Alltagstechnik. Genauso wie Einsteins Theorien zur
 Relativität von Raum und Zeit, Licht und Strahlung. LASER,GPS,DVD, Digicam etc .

Sich mit Kreationisten oder Anhängern von ID zu streiten, ist sinnlos.Man 
kann gegen Glaubensüberzeugungen nichts ausrichten.Aber die Gesellschaft
 sollte verhindern,dass pseudoreligiöse Theorien in die Lehrinhalte der Schulen
 gelangen.


Auf dem Spiel steht nicht weniger als das Erbe der europäischen Aufklärung.
Diese beschreibt eine grundsätzliche Geisteshaltung.

De omnibus dubitandum est.(man muss an allem Zweifeln)

Es darf keinen Rückfall geben in die Zeit Luthers.
Dem Islam muss man 
mit entschlossener Haltung entgegetreten, so lange, bis er sich
 von seinen zum Tel inakzeptablen Werten emanzipiert.


Nie mehr sollte Religion das Fühlen und Denken dominieren.
Endlichkeit und Sterblichkeit müssen angenommen werden.
Sie verweisen uns auf unsere singuläre Existenz, geben ihr höchsten Wert.
Wir sind in alleiniger Verantwortung. Autonomie muss daher das Lernziel sein.
 Nicht der Verweis auf ein schwurbeliges Jenseits.

Bei der Gestaltung der Gesellschaft muss das Grundgesetz
 die Orientierung sein.(Gleicheit von Frau und Mann, Freiheit in der
sexuellen Orientierung (etc.)
 Es ist eine nie endende Aufgabe, das 'sapere aude' der Aufklärung am Leben zu erhalten.

Verpflichtet man sich diesem Ziel,
läuft man leider Gefahr,
sich zwischen viele Stühle zu setzen.


Ich meine,die Sache ist es wert.

Jenseits all dieser Gedanken gibt es auf Dauer viel Raum für Mysterien,die wir nie ergründen werden.
Das macht es spannend.Der Ausgang des Spiels bleibt offen.Toleranz für andere Überlegungen ist
unverzichtbar.Man sollte lediglich im Blick haben, welche Fragen bereits geklärt sind.

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