Cosmo geht spazieren

Bild von Mick Haesty
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«Du musst, an die lange Entfremdung der Sinne glauben, nur so wirst du das Unbekannte erreichen können,» sagte eine Stimme, die ihn an jemandes Stimme erinnerte, die er aber nicht so richtig einordnen konnte.
Cosmo hörte die Stimme nicht zum ersten Mal. Es war schon häufiger vorgekommen, dass jemand mit ihm zu reden schien, er aber immer, wenn er sich umsah, kein Körper zu der Stimme erkennen konnte.
Diesmal war die Stimme viel klarer zu hören als sonst. Sie war so bestimmend, dass er ihr nicht ausweichen konnte. Und diesmal ignorierte er sie auch nicht. Diesmal fragte er nach. «Wie meinst du das?»
richtete er die Frage ins Unbekannte und hoffte, dass sie ihm antworten würde.
«Du musst, an die lange Entfremdung der Sinne glauben, nur so wirst du das Unbekannte erreichen können!» hörte er die Stimmer erneut.
«Ich verstehe nicht!» rief er. «Wie meinst du das?» fragte er weiter nach. Er musste ein paar Minuten warten,
ehe er einsah, dass keine Antwort mehr kommen würde. Die Stimme war weg.
Um dem Ganzen zu entfliehen, setzte er seinen Spaziergang fort. Aber die Worte liessen ihn nicht mehr los. Und er überlegte die ganze Zeit, woher er die Stimme kannte. Sie war ihm nicht fremd, und doch schien er
nicht darauf zu kommen, wem er sie zuordnen sollte. Und überhaupt, was hatte dieser Satz zu bedeuten?
Die lange Entfremdung der Sinne? Das Unbekannte erreichen? Was sollte das bedeuten?

Der Spaziergang durch den Wald tat ihm gut. Es ging tief in den Wald hinein. Gelegentlich überholten ihn Jogger oder es kamen ihm Pferd und Reiter entgegen. Die Einsamkeit im Wald tat ihm immer schon gut.
Hier konnte er abschalten. Durchatmen. Den Kopf freikriegen. Hier war er in der Natur, in der Stille der Zeit und vor allem befreit von der Pflicht des Alltags. Im Wald, das war das Schöne, war fast alles erlaubt.

Das letzte Mal als er im Spazieren war, war er an ein Stück Wiese, mitten im Wald gekommen. Auf der Wiese waren keine Bäume. Und es war auch niemand da. Vorsichtshalber sah er sich
aber immer nochmal um. Es war nicht Winter. Es war auch nicht regnerisch gewesen, aber ganz so warm war es auch nicht mehr, weshalb die Wiese etwas feucht war. Das Gras war schon etwas
gewachsen. Bald würde man es schneiden müssen. Aber das machte ihm nichts aus. Also legte er sich einfach mitten auf die Wiese, breitete die Arme aus und machte einen Wiesen-Engel.
Dazu atmete er die klare Luft ein und aus, richtete seinen Blick zum wolkenlosen Himmel und lächelte. In dem Moment fühlte er sich einfach frei.

Diesmal ignorierte er dieses Stück Wiese und lief daran vorbei. Cosmo lief und lief, bis er wieder raus war. Raus aus seiner «Waldfreiheit», wie er es nannte. Sein Kopf aber, war voller Gedanken.
Woher kannte er diese rauchige Stimme nur? Es wollte ihm einfach nicht einfallen. Also machte er sich auf den Weg nach Hause, wo er sich, kaum angekommen, an seinen
Computer setzte, seine Lieblings-Musik anmachte und im Netz zu surfen begann.

Es dauerte etwas, ehe er laut ins Ahaaaaa kam. Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. Die Stimme, die er kannte, aber nicht einordnen konnte war…

Fortsetzung folgt…

Text by Mick Haesty L’Artyrik CH/D 10/02/2019