Haumichblau

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von Monika Jarju

Verschwörerisch grinsen sich Großmutter und die ältere Schwester an.
Die Mutter drückt dem Kind einen Sechser in die Hand und schickt es
zum Bäcker. Den Weg kennt es. Schon früh wird es Einkaufen geschickt,
holt Brot und Milch. Den warmen Brotkanten darf es meist gleich essen.
Auf dem Weg hat es Angst. Wie aus dem Nichts taucht ein Hund auf,
ein großes schwarzes Tier, sein Herz hüpft, dann eine dicke Frau,
hin und wieder ein Einbeiniger an Krücken oder ein Betrunkener.
Es muss stehenbleiben, bis sie vorbeigehen, hofft dass der Schreck
vorübergeht, dass keiner merkt, was mit ihm los ist. Unentwegt flüstert
es das fremde Wort vor sich hin. Endlich ist es beim Bäcker angelangt.
Das Kind reiht sich ein in die Schlange. Der Sechser klebt in seiner
verschwitzten Hand, verlegen dreht es ihn herum, wiederholt den
Satz leise. Die Verkäuferin sieht es auffordernd an. Das Kind ist dran
und bekommt kein Wort heraus. Gleich wird es zu stottern anfangen.
Und dann sagt es laut und deutlich:
„Ich möchte für ‘n Sechser Haumichblau!“
Stille im Laden. Alle sehen es an. Dann lachen die Leute schallend los.
Das Kind spürt, wie es rot wird und senkt den Kopf. Die Verkäuferin
reicht ihm spöttisch ein kleines graues Päckchen. Hefe, wie es später erfährt.

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