Die unschuldigen Engelchen

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von Alf Glocker

Wie Babys aussehen ist klar: unschuldig! Jedes neugeborene Kind ist genauso unschuldig wie jedes andere neugeborene Kinder ... Keinem neugeborenen Kind kann man ansehen, was es in sich hat – denn alle haben das Gleiche in sich ...nichts Prägendes??? Alle wollen gefüttert und beschützt werden. Alle haben ein Recht darauf!

„Quääätsch“ quengelte Josef Stalin, Dschingis Khan, Mao Zedong, Albert Schweizer, Mahatma Gandhi und Idi Amin und auch der belgische König Leopold der II. wurde von seinen Eltern geliebt. Adolf Hitler traf ebenso wenig in der Wiege ein Blitz wie Robin Hood. Der gute Mond hat überall zugeschaut, denn er konnte die Geschichtsbücher rückwärts lesen.

Erschrocken ist er dabei nicht und er hat auch nicht daran gezweifelt, daß die Neugeborenen am Anfang alle gleich sind. Warum? Weil der Mond, so gut er auch ist, kein Hirn hat. Mit Hirn hätte er sich Gedanken über die Liebe gemacht, die ja, wenn sie echt ist, auch wertfrei sein muss. Erwachsene lieben sogar – ohne dazu gezwungen worden zu sein, andere Erwachsene, deren Neugeborenenstadium schon längst vorbei ist, sie sich aber immer weiter dorthin entwickelt haben, wo sie genetisch hergekommen sind.

Liebe lässt sich eben nicht unterdrücken! Sie verschenkt sich an Mörder, wie auch an Erfinder, an Menschenfreunde und Idioten, an seltsame Heilige und an große Dichter. Eine stichhaltige Überprüfung der Gründe für ein solches Geschenk findet nicht statt! (Sonst könnte der gute Mond ja plötzlich die Geschichtsbücher nicht mehr rückwärts lesen und einfach nur zuschauen.)

Selbstverständlich wäre ungeheuer viel Ungeheures zu vermeiden gewesen, wenn da die Liebe nicht wäre, die nichts überprüft, sondern einfach zum Opfer fällt – einem täuschenden Aussehen, geschickten Worten, oder noch effektiver, den herrschenden Instinkten, in denen der gesamte Ablauf der Geschichte bereits verborgen liegt.

Und so kommt es, daß auch Jürgen Bartsch, der Schlächter Fritz Haarmann und Marie Antoinette ganz entzückende Babys waren, von denen jeder frei von der Leber weg sagen musste: Oh, ist das aber ein süßes Kind – es sieht aus wie ein Engel! Nuuur die äußeren Einflüsse vermochten es dennoch, aus dem Engel ein Issnichwahr zu machen, das die Welt zerstört?

Immerhin gab es zu Attilas Zeiten mindestens 10 000 Babys seines Jahrgangs, die alle vollkommen harmlos waren, bis dann die „Einflüsse“ auf sie zukamen, die bei allen mehr oder weniger identisch verliefen – und so kam es dann, daß eines (wieso eines) von den 10 000 zum Obermörder und Wüstling wurde und die anderen eben nicht, oder so ...

Aber sich darüber weitere Gedanken zu machen ist charakterlos, denn wer würde so ein Zwerglein, aus dem später einmal Godzilla wird, nicht lieben wollen. Schließlich ist ja noch nichts erwiesen, und die Theorie, daß Babys eben nicht alle von Geburt an gleich - und gleich harmlos – sind, ist eben nur eine Theorie ... wer sie von sich gibt, ist verabscheungswürdig!

*

Das liebende Unverständnis

Nein, sie können zwar nicht fliegen,
aber Engel sind sie doch -
sollte uns der Anschein trügen?
Geben wir uns froh ins Joch!

Denn man muss sie einfach mögen,
egal, was mal aus ihnen wird -
wenn wir groß sie gar nicht zögen,
wär'n moralisch wir verwirrt.

Denn es ist nicht gang und gäbe,
daß man hasst, was niedlich lacht.
Die Natur spricht: Komm und lebe!
Und das ist perfekt gemacht?

Selbstverständlich? Warum nicht?!
Daraus wird ein Weltgeschehen!
Betrachten wir's im rechten Licht -
das darf man einfach nicht verstehen!

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