Wenn der Junge pissen geht, lässt er die Türe angelehnt. Man hört es plätschern. Wenn er scheißt, macht er die Tür zu. Wenn er duscht, macht er die Tür zu und schließt sie ab. Dann braucht er sehr lange. Wenn man nachher ins Bad geht, ist die Luft warm, der Boden vertropft, das Handtuch patschnass, ein Haufen auf der Ablage, fertig zum Verschimmeln.
Geduscht hat der Junge erst nach seiner zweiten Nacht. Auch da nur, als der Mann gesagt hatte, er könne sich aber gern auch mal waschen. Der Junge sieht völlig verändert aus nach der Dusche. Die braunen Haare, die sonst ums Gesicht fließen, sind angeklatscht. Aber nicht schlecht.
Die Zähne putzt er nie. Er hat ganz schlechte, teils braune. Hinten tut es manchmal weh. Zum Arzt will er nicht, kann er auch nicht, weil der Ausweis von der Krankenkasse in Reiselfingen ist. Der Mann stellt einen Plastikbecher mit einer frischen Bürste hin. Erst benutzt er sie paar Mal, dann nie wieder.
Weil er nur die eine Unterhose mithat, gibt ihm der Mann eine von seinen. Dafür muss er sich vor ihm ausziehen. Er sagt nichts, dreht sich um, sodass Peter den Arsch sieht. Er wäscht die Kleider und hängt sie im Keller auf. Das meiste von den Sachen des Manns ist ihm zu groß. Ein paar ältere Sachen, manche sind eingegangen, passen eigentlich ganz gut.
Die Unterhosen vom Mann sind Jahre alt, alle von seiner Mutter gekauft, bei Migros in der Schweiz. Billig und unverwüstlich. Mit solchen Schweizer Unterhosen könnte Peter den landläufigen Unterhosen-Contest für schwule One-Night-Stands nicht bestehen. Für den Sex mit den Losern vom finstern Park ist es natürlich egal.
Auch Timo ist vom Park mitgenommen und sogar Stricher, aber diese eine Unterhose von ihm ist eine teure, gut geschnitten, sehr vorteilhaft anzusehen. Er sieht in allem toll aus.
Entgegen den Einschätzungen des Jungen ist der Mann beim Reinhalten seiner kleinen Wohnung viel nachlässiger, als Schwule zu sein hätten. Bis zum nächsten Putzen lässt er die längste Zeit verstreichen. Deswegen gibt es Probleme mit der Sauberkeit und dem Geruch um die Toilette herum. Timo spritzt immer irgendwas daneben.
Eines Abends schnappt ihn sich der Mann, führt ihn ins Bad und zeigt ihm die Lache unter der Schüssel. Er selbst wendet seit Jahren eine Technik an, wie man es vermeidet, länger nicht putzen braucht, ohne wie eine Frau die Hose wegzutun, sich hinhocken müssen. Man geht mit dem Körper runter und kniet auf dem einen Bein neben dem Klo.
Der Junge lacht.
„Es mag komisch aussehen, aber wenn ich das machen kann, dann kann der Herr Brot das auch.“
Timo schaut besorgt und sagt: „Aber du brauchst nicht Herr Brot zu mir sagen.“
„Das war ein Witz. Mach’s von jetzt an.“