Heute war es soweit. Ich stand für Patrick zwei Stunden früher auf als sonst und hatte mir für den Abend frei genommen. Zum wach werden brauchte ich immer erst zwei Tassen Kaffee und Zigaretten. Typisches Nuttenfrühstück, wie man es bei uns in der Gegend nennt. Ich ging duschen, cremte mich ein und trocknete mir mein Haar. Ich war am überlegen mich zu schminken, doch das hätte Patrick wohl nicht gefallen. Er mochte mich natürlich und verstand nie, warum ich mir mein Gesicht so zu kleisterte. Aus dem Kleiderschrank nahm ich mir eine ausgeleierte Jogginghose und ein schwarzes Top. Ich tat was Patrick verlangte, ich trug das worin ich mich am wohlsten fühlte.
Es war noch eine Stunde Zeit bis er kam. Zum essen war ich viel zu aufgeregt. Ich räumte noch ein bisschen auf und dann saß ich auf meiner Couch und klebte mit den Augen an der Uhr fest. Als es endlich klingelte erschreckte ich mich, wobei ich genau wusste es würde klingeln. Ich sprang auf zupfte mein Top zurecht und wartete, bis er die Treppen hinauf kam. Je näher er kam umso mehr spürte ich mein Herz klopfen. Endlich stand er vor mir. Er starrte mich an und hielt sich den Finger vor den Mund, dass ich nicht auf die Idee käme doch etwas zu sagen. Ich ließ ihn rein und schloss die Tür.
Ich beobachtete ihn wie er seine Schuhe auszog und die Jacke ablegte. Er ging durch die Wohnung, als wäre er zu Hause und fand auch gleich mein Schlafzimmer. Nun stand er da vor meinem Bett, ich wette auch er hat mein Herz schlagen hören. Er nahm meine Hände, schaute sich meine Handgelenke an und blickte mir tief in die Augen, als hätte er sagen wollen: „ich wusste, dass du dumme Kuh das irgendwann versuchen würdest.“ Ich schaute auf den Boden, weil ich wusste dass er mich durchschaut hat. Er würde mir niemals glauben, dass es der Schrank war, dafür kannte er mich zu gut.
Ich legte mich hin und Patrick musterte mich. Frauen kennen das, man fühlt sich direkt unwohl, wenn niemand etwas sagt und einfach nur starrt. Natürlich wusste er was mir durch den Kopf ging. Er legte sich neben mich und strich mir durch die Haare. Es fiel kein Wort seitdem er rein kam, nicht mal ein „Hallo“. Man hörte nur das pochen unserer Herzen. Er war genauso aufgeregt wie ich. Das letzte mal als wir uns körperlich so nah waren hatten wir Sex. Wir waren beide erregt, bei Männern ist das schwer zu verstecken. Trotz allem wagte er nicht einmal mich unsittlich anzufassen. Alles was er tat war mich festzuhalten, genau wie er es ankündigte.
Die Stunden vergingen wie im Flug, obwohl eigentlich nichts passierte. Es sollte auch nichts passieren, ich hatte immernoch seine Verlobte in meinem Hinterkopf und wollte ihm nichts zerstören. Selbst das er mich nur fest hielt, sah ich als Betrug an. Ich konnte meine Gedanken nicht abstellen und rutschte von ihm weg. Wieder schaute er mir in die Augen, als würde er genau wissen was in meinem Kopf vor sich geht und zog mich wieder an sich. Ich schloss die Augen und lauschte seinem Herzen. Die Geborgenheit die er immer ausstrahlte war nicht zu vergleichen. Es wurde dunkel, Patrick stand auf, zog sich wortlos an und ging aus der Tür.
Ich stand auf und schaute ihm aus dem Fenster hinterher bis er in einer Seitenstraße verschwand. Mein Kopf war einfach leer, so als hätte er all meine schlechten Gedanken mitgenommen. Es war irgendwie magisch und verrückt zugleich. Ich saß einfach nur da und dachte an nichts. Ich weiss nicht warum es mich so fassungslos machte, wo doch nichts passiert ist. Irgendwann hat mein Messenger sich gemeldet und ich erwachte aus meinem Wachkoma.
„Danke“. Das ist alles was Patrick schrieb. Das erste was ich fragte war, ob er keinen Ärger bekommen würde, denn das hätte mich wieder in ein Loch geworfen. „nein.. du weisst doch, dass du mein wohlbehütetes Geheimnis bist und jetzt Schlaf gut.“ Schlafen ?! Wie sollte ich so einschlafen? Ich schaute noch eine Weile Patricks Fotos an. Meine Augen wurden irgendwann so schwer, dass ich mit dem Handy in der Hand einschlief.
Morgens wurde ich durch das vibrieren wach.
„ich fahre dich heute Abend auf die Arbeit, dann können wir reden.“
Wieder so eine SMS mit dürftigen Informationen. Ich erledigte meine Aufgaben und machte mich fertig für die Arbeit. Er holte mich etwas früher ab, damit genug Zeit für meine Fragen war. Er wartete schon unten, mit seinem Cappy tief ins Gesicht gezogen. Ich stieg ein und fiel ihm um den Hals, als er mich begrüßte. Seine Stimme war unverkennbar, ich hab sie so vermisst und endlich hörte ich sie wieder. Er sagte, ich wüsste bereits was ihm durch den Kopf ging und ich wüsste auch welche Gedanken er sich machte. Ich nickte. „Tu das nie wieder!“ , sagte er und hielt mir meinen Arm ins Gesicht.
„niemand kann dich für mich ersetzen, hörst du? Ich weiss ich habe eine Frau zu Hause, aber unsere Bindung ist was ganz besonderes. Irgendwann werden wir zueinander finden. Jetzt ist noch nicht der richtige Zeitpunkt für uns, ich weiss auch nicht ob es einen gibt. Was ich weiss ist aber, dass wir auf irgendeiner Ebene zusammen gehören. Du musst durchhalten! Wenn nicht für andere, dann aber wenigstens für mich! Du hast keine Ahnung, was du für ein Mensch bist. Du denkst du bis der Hölle gleich, aber das stimmt nicht. DU bist mein persönlicher Engel, den ich wenigstens ab und an sehen muss, damit ich mich lebendig fühle. Irgendwann wirst du einen Mann treffen, der dich auf Händen träg! Hör auf nach ihm zu suchen, er kommt von ganz allein!“
Nach dieser emotionalen Predigt lösten sich all meine Fragen in Luft auf. Den Rest der Fahrt schwieg ich lächelnd. Immer wieder klangen seine Worte in meinen Ohren. Es war das schönste was ich jemals von jemandem gehört habe. Wir kamen an ich gab ihm einen Kuss auf die Wange und drückte ihn noch ein paar Minuten, weil ich wusste wir würden uns jetzt wieder eine ganze Weile nicht sehen. Ich stieg aus dem Auto und lief zur Arbeit. Ich spürte seinen Blick auf mir bis ich durch die Tür verschwand…
To be Continued…