Auszug aus dem Leben eines Mädchens (3)

Bild von nureineneue
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Es sind ein paar Jahre vergangen seit den beiden Vorkommnissen die hängen geblieben sind. Wir wohnten jetzt in einem kleinen Häuschen in einer Kleinstadt. Mittlerweile waren wir vier Kinder von vier verschiedenen Vätern. Der Vater des jüngsten heiratete meine Mutter und wir akzeptierten ihn als Vater. Das war für uns nicht ungewöhnlich, doch Leute die uns sahen, vor allem ältere Leute, rümpften die Nase oder schüttelten den Kopf. Das lag daran, dass meine Geschwister alle dunkelhäutig und ich eben weiss bin. Ich kann mir vorstellen welche Gedanken den Menschen durch den Kopf gingen: „wie kann ein 11 jähriges Mädchen denn schon Kinder haben.“ Ich weiss das, weil es wenigstens eine Person gewagt hat zu fragen, anstatt zu urteilen. Jedoch war es mir egal, denn ich liebe meine Geschwister, sie sind Teil meiner Geschichte und der Grund warum ich nie aufgegeben habe.
Die folgende Geschichte mag für einige nicht dramatisch klingen, doch mich prägte sie. Ich passte oft auf meinen Cousin auf. Er war erst knapp 1 Jahr alt und ich war die einzige die er, neben seiner Mutter, an sich heran ließ, wie das eben so ist bei Kindern in dem Alter.
Jedenfalls war es wieder eines dieser Wochenenden, an denen Mama, Papa und meine Tante feiern gehen wollten. ich willigte ein auf meinen Cousin aufzupassen. Alles war normal er schlief neben mir ein, ich schaute noch ein wenig fern und nickte ebenfalls ein. Mitten in der Nacht wurde ich jedoch unsanft geweckt. Es war mein Stiefvater, der einen über den Durst getrunken hatte.
Er zog mir die Unterhose aus und schaute mir einfach zwischen die Beine. Ich wurde wach und realisierte, was da gerade geschieht, also versuchte ich mit aller Macht meine Beine wieder zu zu drücken. Er war stärker und riss sie wieder auseinander. Er fasste mich dort nicht an, er hat es sich einfach nur angeschaut und nach ca 5min verließ er das Zimmer. Ich weiß nicht warum ich nicht geschrieen habe, vielleicht, weil ich einfach dachte das ist nicht schlimm, ich wurde dort ja auch schon angefasst und das war schlimmer.
Als er weg war setzte ich mich kurz auf, atmete durch und ließ das nochmal Revue passieren, bis ich wieder einschlief. Es beschäftigte mich noch eine Weile, aber wieder habe ich niemandem davon erzählt. Um das zu verarbeiten, beschloss ich Tagebuch zu führen. Ich schrieb jeden Tag meine Erlebnisse dort rein, unter anderem auch diesen Vorfall. Die Erleichterung beim Schreiben war direkt zu spüren.
Eines Tages kam ich von der Schule und Mama und Papa warteten schon auf mich, um mir den Einlauf meines Lebens zu verpassen. Sie fanden mein Tagebuch. Natürlich haben sie alles gelesen. Sie sagten alles was darin steht, sei eine Lüge und ich hätte das alles erfunden. Glaubt mir ich war noch nie so enttäuscht, dass Mama mir unterstellt SOWAS zu erfinden. Ich bekam eine stundenlange laute Predigt und Monate langen Hausarrest, dafür dass sie die Wahrheit nicht verkraften könnten.
An diesem Tag begann ich meinen Stiefvater zu hassen, nicht für das was er tat, ich nehme an er wusste selbst nicht was er da angestellt hat, aber dafür das er nicht dazu stand. Ebenso sah ich meine Mutter auf einmal mit ganz anderen Augen. Wie konnte sie sich auf sie Seite von ihm stellen, wie konnte sie nur glauben, dass ich mir das aus den Fingern saugte. Das war eine der grössten Enttäuschungen die ich je erlebt habe.

Wieder einmal schwieg ich danach, aus Angst vor den Konsequenzen für mich. Wieder einmal war ich alleine und musste das verarbeiten. Es folgte natürlich die Zeit der Teenie Krawallen und der selbstfindungsphase, aber das sind andere Geschichten.

To be Continued …