Es hat si zuatrag'n an dem Tag, nachdem 's Christkind'l gebor'n war. An Haufa Leit war'n kemma, zweng's dem Stern und da Neigierd erst recht. Zuaganga is 's – bald scho zum Fürcht'n. Von wegen „Stille Nacht“ und „Still, weil 's Kindlein schlaf'n will“, a wenn de Engerl ned müad word'n san, de Liader zum Singa. Da Ochs im Stall hat vor si hi'brüallt, da Esel hat a g'schimpft, weil s' halt alle zwoa de Unruah ned g'wohnt war'n und weil eana 's Christkind'l dabarmt hat, des so müad in da Kripp'n g'leg'n is, aber koan g'scheit'n Schlaf hat find'n könna.
„Du Maria“, hat auf oamoi da Josef g'sagt, „riachst du des a? Da stinkt 's fei g'hörig“.
„Mei“, hat d' Maria gmoant, „de zwoa Viecha, de schmeckan halt a weng, aber sonst san s' ja brav und schee warm machan s' a.“
„Da Ochs und da Esel war'n aber gestern a scho da und da hat 's lang ned aso g'muffe't“, gibt da Josef z'ruck. „Woasst was, ich geh' amoi hinter'n Stall und schaug nach – bin glei' wieder da, gell Maria“, sagt er und verschwind't.
Koane zwoa Minut'n dauert 's, bis er wieder da is und saugrantig is er: „ Ja dearf 's denn des geb'n, bloß, weil 's as gibt?!“, schreit er. „Psst, sei halt leiser, jetzt war 's grad ei'g'schlaffa, dann kimmst du mit dei'm G'schroa daher – kannst ma 's doch a stad sag'n, was di aso ärgert“, ermahnt d' Maria ihr'n Mo.
„Ja, weil 's wahr is a!“, schimpft der weiter, „de Haufa Leit – freili' müass'n de a amoi – des siech i ja ei, aber muass denn des direkt hinter'm Stall sei, sag? Jetzt hab' i gestern extra a Schaufe hi'g'legt – moanst de nahmat oana her? Bald scho a jed's Viech vergrabt sein Mist und hat mehra Anstand! Aber da Mensch is ja die 'Krone der Schöpfung' – wo denn, wenn i frag'n dearf, ha, wo denn?!“
„Mei liaber Josef“, versuacht d' Maria eam zu beruhig'n, „du hast ja recht, aber was wuillst 'n macha? …
Des hoaßt ... woasst was … du bist doch a g'schickter Zimmerer … bau oafach a Stückerl weg – aber ned z'weit, dass 's a jeder seng ko, a kloan's Holzhäuserl, woasst scho, wo jeder ung'stört sei G'schäfterl d'rin verricht'n ko, bequem zum Hihocka, dann is hinter dem Stall hoffentlich a Ruah!“
„Freili', so weit kimmt 's no“, meutert da Josef, „also sei ma ned bös', aber Ideen hast du scho', selbst wenn i möchat, wo sollt' denn i des Holz herkriag'n –-- und außerdem … mag i ned. - I bin ja ned da Kasperl für alle – a wenn i vielleicht amoi a „Heiliger Josef“ werd'n solltat, was sowieso ned g'wiss is, aber blöd bin i ned ... is doch wahr a, bloß weil de andern z' g'stinkert san, dass a Schaufe hernahmat'n.“
D' Maria moant: „Jetzt reg' di ned auf, geh', kimm her“, und sie streichl't eam über sei Glatz'n, „mei, Vadderl, bist halt scho' a oida Aff' a, weilst di oiwe glei so aufreg'n muasst und schau, des muass ja koa Kunstwerk werd'n wia deine ander'n Sachan, de wo s d' scho' g'macht hast, g'rad provisorisch. –-- Da ob'n, am Bod'n drob'n, da schaug'n a paar rohe Brett'l und a paar oide Kanthölz'l vüre. Brauchst as ja ned amoi hobeln, … oder halt nur des oane Brett'l, auf dem ma hockt – zwengs de Schiefling, woasst scho - und so g'schickt wia du bist … bis d' schaugst, bist fertig damit.“
„O mei, Maria … , wannst moanst ..., na fang i halt jetzt o“, lenkt da Josef ei. - Er is eb'n wirklich a guade Haut, der seiner jungen Frau schwar was abschlag'n kann.
Glaub'n möcht ma 's fast ned – vielleicht hab'n a a paar Engerl mit hi'glangt g'habt – jed'nfalls war am Mittag des Häusl scho fertig. Es war bloß grob z'amm'zimmert, de Brettl war'n rau, oft a weng überstandig und bündig abg'schloss'n hab'n s' untereinander a ned. Aber ma hat seng könna, dass des Häusl scho' sein' Zweck erfuill'n ko.
„Maria, kimm schnell ausse“, hat da Josef voller Stolz in 'n Stall eineg'ruafa, „schaug, was i g'macht hab'. Da wirst Aug'n macha, da wirst moana, du tramst!“
„Na ja … , schnell warst d' scho … , aber mei … , woasst … eig'ntlich … also … wia soll i sag'n?“, hat d' Maria 's Stottern o'g'fangt und weiter is s' a scho' ned kemma, denn am Josef is 's G'sicht oweg'fall'n, so enttäuscht war er: „I siech 's scho, dir taugt's ned, i kann halt allmählich koam mehr was recht macha!“
Da fangt d' Maria 's Lacha o: „Mei Mo, was du wieder hast – i wollt doch nur sag'n, dass d' a Tür'l vergess'n hast zum macha.“
„A Tür'l a no?!“, hat da Josef g'mault, „a geh, muass'n des sei? Scharnierl hab' i bloß ganz verroste und verbog'ne g'fund'n – und d'Näg'l genga ma a aus – und 's Kreuz doat ma weh und d'Hax'n vom Steh' und …“
„Ja, ruah di a weng aus, Josef, mei guads Sepperl, mei Herzerl“, hat d' Maria g'sagt, „und wanns d' nachad doch wieder Lust hab'n solltest, dann mach' halt no so a ganz a oafach's Türl – mir z' liab und damit de Leit a liaba in des Häuserl einegenga und am Kloana z' liab, dass 's da herin im Stall nimmer so stinkt. Gell, mei Herzerl, versprichst ma 's?“
„Herzerl“ - des hat d' Maria zu eam scho lang nimma g'sagt g'habt – des war er scho gar nimma g'wohnt – des war „seiner Erinnerung fast schon entfleucht“ und des „Herzerl“, des hat 'n g'freit, saumassig g'freit!
Nachdem er si für a Stünderl ins Stroh g'legt g'habt hat, hat er si aus'm Stall auseg'schlicha und o'g'fangt, no a oafach's Türl z'macha. De Scharnierl hab'n scho no herg'halt'n und des Türl hat bald ganz ord'ntlich ausg'schaugt – trotz dem schlecht'n Material, des da Josef g'habt hat. Des „Herzerl“ aber, des d' Maria zu eam g'sagt g'habt hat, des hat er si verewigt – des hat er si aus de Türbrettl ausseg'sag'lt und si aufg'hob'n zur Erinnerung --- und seitdem siecht ma oft solchene Herzerl auf de hölzern Klohäusltür'n.
So, jetzad wiss'n ma des a, ma möcht 's ned g'laub'n – san ma scho wieder a weng g'scheita word'n, gell?
Während ich das Klohäuserl für unser Kripperl aus dem Holze von Nordmanntannen - von Christbäumen früherer Jahre - bastelte, entstand am 17.12.2018 die Geschichte. (Besagtes Holz ist sozusagen "ersungenes Baumaterial", denn ich hatte mir die Bäume vor einigen Jahren durch das Vortragen klassischer Weihnachtslieder auf einem Weihnachtsmarkte verdient.) Die Situation war äußerst stressig, denn man kann ja nicht gleichzeitig schreinern und schreiben. Erst gegen Mitternacht fing ich zu tippen an. Der Rohbau der Geschichte war gegen 3Uhr45 fertiggestellt.
Kommentare
SEHR lesenswert UND hörenswert! Ich denk:
VERSpätet ist's zur Weihnacht (D)ein Geschenk ...
LG Axel
JESUS MARIA UND JOSEF!
„Ein DUMMER ESEL“?! Der sei ICH?!
HERR D! SIE sind das! Sicherlich ...
Ziehen Sie Kabel! Besser LEINE!
Sonst macht Ihnen der OCHSE Beine ...
SPERRMÜLL WAR GESTERN! Sie Idiot!
SIE zählen NICHT zum Aufgebot ...
Bei UNS sind SIE total VERKEHRT!
Ein HERD zur KRIPPE?! NIE GEHÖRT!!!
„Hirten mit ihren Herden sind auf dem Feld gewesen“?!
Dies hätten SIE kürzlich gelesen?!
Glotzen Sie lieber in Ihre BEDIENUNGSANLEITUNG!
Meinetwegen in die Kleinanzeigen der Tageszeitung ...
Das Christkind meint – Sie bleiben! Hier:
An der Krippe – dort – neben der Tür ...
(Eine KÄLTE! Kaum kann ich mich bewegen!)
[Der Herd – scheint heute Nacht ein Segen ...]
Lieber Axel,
ich dank' Dir für den Kommentar,
der noch dazu gereimet war,
ergänzet durch Dein "Herd-Gedicht",
das jede Winterskält' zerbricht!
(Denn wenn ich lach', da wird 's mir warm ...
Dein "Herd-Gedicht" hat wahrhaft Charme!)
Liebe Grüße vom Alfred
Wunderbar Alfred.
Ein bisschen verspätet, was aber die Qualität der Geschichte nicht beeinträchtigt.
LG
Willi
Lieber Willi,
das "Verspätetsein" hat seinen Grund: Während die Geschichte in privaten Kreisen pünktlich auf die Reise geschickt wurde, wartete ich mit der Veröffentlichung bei LitPro, bis die Hauptweihnachtszeit vorbei war, da ich Angst hatte, mich in den Augen mancher obergestrenger Leser einer gewissen Art von Blasphemie schuldig zu machen. Vor Jahren hatte mir aus meinem Bekanntenkreise nämlich jemand vorgeworfen, ich hätte mit einem dummen, harmlosen Spaßgedicht zu einem Krippenthema seine "Seele beschmutzt". Dieser Vorwurf traf mich damals sehr.
Liebe Grüße vom Alfred
Danke, lieber Alfred, für diese wirklich wunderbare Geschichte.
LG Annelie
... und ich, ich dank' Dir nicht zuletzt,
dass Du hast meinen Text geschätzt!
Liebe Grüße vom Alfred, staatl. ungeprüfter Krippenklohäuslkonstrukteur
Ich hab’ ihn mit großer Freude gelesen - diesen verspäteten Weihnachtstext in Deiner ur-eigentlichen „Muttersprache“, die ich verstehen, aber nicht sprechen kann …
liebe Grüße - Marie
Liebe Marie,
glaube mir, ich hätte diesen Text gewiss hier nicht vorgestellt, hätte es nicht die Möglichkeit der Vertonung gegeben. Versuchsweise ließ ich ihn mir von Personen vorlesen, welche den Dialekt sprechen - aber es klang stets sehr sonderbar, zumindest weit entfernt davon, wie er mir - während des Schreibens - in meinem "Hirnkasterl" vorgeklungen hatte.
Es freut mich, wenn es mir gelungen war, Dir damit eine Freude zu bereiten!
Liebe Grüße vom Alfred