Ein Geschichtsverlauf nach heutigen Maßstäben

Bild von Alf Glocker
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„Liebe Freunde“, sagte einst Jesus, „ich bin der „Messias!“ Tosendes Gelächter!!

„Du kannst ja nicht einmal die Thora auswendig!“, schlug es ihm entgegen – und er musste zugeben, daß er gegen dieses Argument nicht anstinken konnte. Also schwieg er, wurde Familienvater (wenn er das nicht sowieso geworden ist) und ging seiner Wege. Vielleicht konnte Pilatus ja noch einen Schreiber gebrauchen. Als Schiffsjunge wollte er nicht anheuern und bei den Soldaten ging es ihm entschieden zu derb her, zum Dichter fehlte es ihm an Talent, obwohl das ja heute eher eine Voraussetzung ist, und Philosoph erschien ihm eine Spur zu schwierig – das dauernde Denken –, deshalb wäre er ja auch am liebsten Messias geworden. Ach was, sollte sich „Gott“ doch einen anderen suchen, der sich kreuzigen lassen will.

„Brüder“, verkündete Mohammed stolz, „seht ein, daß ich euer Prophet bin!“ Tosendes Gelächter!!

„Aber sicher bist du das“, jubelte die Menge. Einer sagte: „Mein Vetter ist Taschenspieler, der Neffe meines Neffen Kameltreiber und der Bruder meines Schwagers ist Auftragsmörder!“ Ein anderer gab zum Besten, daß er selbst Eunuche im Harem des Paschas sei. Ein anderer nannte sich Eseltreiber, ein weiterer betrieb eine Karawanserei. „Das darf doch nicht wahr sein!“, protestierte Mohammed, aber die anderen nickten verneinend. „Also doch!“ Auch der Prophet, der keiner war, ging bald darauf seiner Wege und eröffnete ein Geschäft als Geldwechsler. Er wurde reich und fand darin fast ebenso viel Genugtuung, als wenn er tatsächlich Prophet geworden wäre. Zugegeben, die Macht vermisste er schon, aber was soll’s?!

„Leute“, flüsterte ein verschrecktes Häufchen Elend, „ich kann euch vermutlich das Wesen und die Zusammenhänge des Universums erklären“ (das musste, glaub ich, gestern gewesen sein). Tosendes Schweigen!!

„Hat grade wer was gesagt?“, meinte ein Passant. „Was soll denn schon groß passieren?“, fragte ein anderer zurück. „In der Zeitung habe ich nichts davon gelesen“, mokierte sich ein Dritter. Und gleich darauf wurde es auf der Straße, in den Häusern, in den Cafés und Restaurants, so laut, daß keiner mehr ein Sterbenswörtchen vom anderen verstand. Da ging das Häuflein Elend einen trinken und/oder beschäftigte sich mit dem anderen Geschlecht, scheiterte aber auch dort und fing an, zusammenhanglose Texte niederzuschreiben, die für zusammenhanglose Gehirne gedacht waren, aber in der Zusammenhanglosigkeit der Welt, in zusammenhanglosen Verstrickungen untergegangen wurden.

„Hallo, ich kann überhaupt nichts, aber ich habe das Regieren geübt!“, tönte da plötzlich eine übermächtige Stimme, aus einem Megaphon – und die Menge horchte interessiert auf.

„Vielleicht kann uns der/die etwas besorgen“, meldete sich einer der unzähligen Niemands zu Wort, die noch weniger konnten als der/die mit dem Regierungsanspruch. „Naja, er/sie sieht einfach gestrickt aus, fast schon ein bisschen blöde“, gab einer der Niemands zu bedenken, „das könnte ein Zeichen dafür sein – vielleicht ist er so etwas wie ein Messias oder ein Prophet, oder ein geschickter Seelenverkäufer … solche Gestalten haben doch meistens das Talent zum Aufschwung. Und, wer soll es denn sonst machen?!“ Da ging der Nichtskönner den für ihn vorgezeichneten Weg ins Glück … und wenn er die anderen noch nicht umgebracht hat, dann leben alle unglücklich und in Unfrieden hinter ihm/ihr her.

„Ich“, dröhnte da eine Stentorstimme, „ich, bringe euch den sicheren Tod – das kann ich versprechen!“, schallte es aus allen Ecken und Enden gleichzeitig und die Welt erschrak … nicht.

„Echt?“ winselte ein Speichellecker aus dem Rinnstein, „warum sagst du so etwas?“, fügte er noch hinzu. Der Stentorstimmenbesitzer freilich antwortete ihm laut, aber ruhig: „Weil ich weiß, wo’s langgeht, und es geht immer Richtung Tod! Was ihr auch tut, wie ihr euch auch anstrengt – ihr werdet alle sterben! Daran ist nicht zu rütteln! Also kommt mit, ich zeige euch den schnellsten und sichersten Weg dorthin, wo eure Bestimmung liegt. Vertraut mir und ihr werdet verloren sein!“ Den letzten Teil des Satzes – „vertraut mir und ihr werdet verloren sein“ – sagte der Lautredner allerdings so leise, daß ihn nicht jeder verstand und deshalb setzten sich die Zuhörer, auch diejenigen, welche nicht alles verstanden hatten, ganz langsam in Bewegung. Der Redner aber zog eine Flöte aus seiner Rocktasche und spielte ein fröhliches Lied.

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Kommentare

17. Apr 2018

Ist denn der Rattenfänger noch erlaubt?
(Nicht, wenn man dem Tierschutz glaubt ...)

LG Axel

20. Apr 2018

Wenn er statt Ratten Menschen fängt
ist das Gesetz nicht eingeengt...

LG Alf