In Windeseile überschwemmen sintflutartige Regenfälle den Alexanderplatz. Mit brachialer Gewalt reißt die Sturmflut tiefe Gräben, Erdplatten stoßen, schieben, versinken ins Erdinnere. Ein Parkstück scheint auf bei Tageslicht, ein Tunnel, ein Trichter, man könnte hineinstürzen. Ununterbrochenes Auftauchen und Absinken aufsehenerregender Gebilde, bald sinkt die nächste, die letzte Reihe, eine lange Straße zwischen den Baumreihen, vor dem beginnendem Gerümpelfeld. Eine Schlammwüste, aus der Dächer und Baumwipfel ragen, die Stadt darunter verschwunden in Minuten. Das Eigenartigste aber ist, dass dies die Wirklichkeit schlechthin ist, träume ich. Da wirft die Natur das Rote Rathaus um, es kippt einfach nach hinten um wie ein Aufklappbild. Wieder geschieht etwas hinter mir. In das Bild dringt ein Heer Bagger von der Spandauer Straße vor, schweres metallisches Gerät, aber auch unter mir, gegenüber, rutschende Erdmassen. Ein geräuschlos tobendes Abräumen zwischen meinen Empfindungen und dem Versuch standzuhalten. Dann bricht der Platz hinter mir zusammen.
Die Wirklichkeit schlechthin
von Monika Jarju
Prosa in Kategorie:
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