Nie zuvor war ich in Ägypten gewesen. Das Stadtviertel war mir völlig fremd. Hier lebte er, in dieser lichtdurchfluteten Straße mit ebenerdigen pastellfarbenen Häusern, von jungen Bäumen gesäumt. Einige Blätter waren goldorange. Ein Blatt lag auf dem Boden, direkt vor seinem Haus. Es gab keinen Zaun. Ich schaute in den Hof auf die spielenden Kinder. Es war heiß. Eine alte hagere Frau trat aus dem Haus und kam auf mich zu. Sie trug ein buntes Kopftuch. Ich ging ihr lächelnd entgegen und grüßte. Es war seine Mutter. „Ich möchte zu Ahmed.“, sagte ich. Argwöhnisch musterte sie mich. Ihr Gesicht verzog sich abfällig. Nun kam eine junge mollige Frau aus dem Haus und blieb hinter ihr stehen. Sie trug einen Schleier und einen langen Baumwollrock. Vorwurfsvoll sah sie mich an. Die Frauen schwiegen hartnäckig. Dieser flüchtige Moment hielt nur kurz an. Gleich würde ich aufwachen, wusste ich. Ich musste mich beeilen, um Ahmed zu finden, doch seine Mutter verstellte mir die Sicht.
Überraschung
von Monika Jarju
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Interne Verweise
- Autorin/Autor: Monika Jarju
- Prosa von Monika Jarju
- Prosakategorie und Thema: Kurzgeschichten & Kurzprosa
Kommentare
Die Sicht VERStellt -
Der Text gefällt!
LG Axel
Klares Danke!
Gruß, Monika
Sehr gerne gelesen !
HG Olaf
Danke & Gruß, Monika