Paulo, der Sohn Picassos, besucht seinen Vater im Atelier, wo der, mit einer Axt, auf einen Schrank einschlägt.
"Du machst Feuerholz?"
"Nein, ich zertrümmere den Schrank und setzte ihn neu zusammen. Das ist Kunst!"
Paulo kratzt sich am Kopf. "Kann man aus allem Kunst machen?"
"Man kann es zumindest versuchen..."
Paulo presst nachdenklich seine Lippen zusammen, macht kehrt, und nach etwa fünf Minuten kommt er wieder. Allerdings ist er nicht allein. Er hat sein Fahrrad dabei.
"Nimm dir eine Axt", sagt Picasso und deute auf eine größere Axt, die rechter Hand auf einem Stuhl liegt, wo er sie jederzeit parat hat.
Doch Paulo schüttelt den Kopf. "Fahrräder zerhacken liegt mir nicht. Mach aus dem Fahrrad Kunst. Oder bist du dazu nicht in der Lage - du - der große Picasso?"
Picasso hält inne, betrachtet das Fahrrad und sagt: "Sage mir, was dir zu dem Rad einfällt."
Paulo zuckt die Schultern.
"Lass dir Zeit, ich habe ohnehin noch mit dem Schrank zu tun."
Nach etwa einer halben Stunde ist vom Schrank bloß noch ein Häufchen Trümmerelend übrig. Picasso nickt zufrieden, dann wendet er sich Paulo zu.
"Nun - wie macht man aus einem Fahrrad Kunst?"
Paulo zuckt die Schultern. Er umkreist das Rad, betrachtet es von allen Seiten, und zuckt erneut mit den Schultern.
Picasso tritt näher an das Fahrrad, umkreist es ebenfalls, und setzt sich drauf. Er umklammert den Lenker. "Hm!", sagt Paulo. Picasso brummt und dreht den Lenker hin und her. Dann plötzlich hält er jäh inne und steigt vom Rad.
"Du hast eine Idee?"
Picasso geht zu dem Stuhl, wo die Axt liegt.
"Also doch...", stöhnt Paulo.
Doch Picasso ergreift nicht die Axt, sondern den Schraubenzieher, den er dort ebenfalls liegen hat. Und ehe sich Paulo versieht, schraubt Picasso den Lenker und den Sattel ab.
"Und jetzt - kannst du aus dem hier Kunst machen?" Er hält Paulo den Lenker und den Sattel hin, der schüttelt aber nur mit dem Kopf.
"Ich mache daraus eine Skulptur."
"Ja - klar..."
Da nimmt Picasso den Sattel, hält den breiteren Teil hoch und legt die Stange, mit den Griffen nach oben, drauf.
"Toll - ein Sattel mit einer Stange dran. Echt große Kunst."
"Sieh genauer hin!"
Paulo besieht sich den Sattel genauer. Plötzlich schlägt er sich mit der flachen Hand an die Stirn: "Es ist ein Stierkopf!"
"Bin ich Picasso - oder bin ich Picasso!"
"Das hätte ich auch gekonnt."
"Kunst ist ein bisschen wie Amerika entdecken. Viele könnten es, aber was hilft das?"