Monolog eines Floristen

Bild von Jan Halbig
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Kreativität. Eine Kraft, welche die Grenzen des Möglichen zu biegen scheint. Nicht das Ziel, aber die Karte auf der man sucht. Und wir alle suchen.
Nach der Idealisierung von Gefühlsregungen, dem eingebildeten gesellschaftlichen Erwartungsdruck zu brillieren und der Ikonenverehrung derer die sich auf ihrem Feld einen Namen gemacht haben, kann nur das Bild des Kreativgenius bestehen. Wir opfern unsere Freude dem Verlangen nach Einzigartigkeit und erschaffen dabei nur Schund. Nicht weil die von uns gewählten Ziele falsch sind, sondern weil wir uns den schwersten Weg zum höchsten Ziel aufbürden. Nichts was ich in meinem Beruf erschaffe ist annähernd gut. Die Begeisterung derer, welche das Erzeugnis meines Handwerks bestaunen, kratzt an der Gewissheit das es nicht Perfekt ist. Und wäre dieses kratzten doch nur stärker. Hinterließ es doch nur Scharten, in deren Muster ich mich verlieren, die ich bemustern könnte. Hätte ich nur die Fähigkeit mich in Eitelkeiten zu verlieren und das Lob zu lieben, nicht meine Arbeit zu hassen.
Manchmal kommt es mir vor, als wäre die Floristik meine Kirche. Ich bete sie täglich an und opfere an Ihrem Altar mein Leben. Die Farben der Blumen sind meine Bleiglasfenster und die Dornen mein Rosenkranz.
Missbrauche ich Kreativität. Oder ist es das Wesen der ebenjenen ihren Wirt zu verderben. Seinen Ofen mit Feuer zu sprengen, ihm aufzuzeigen das er nicht für diese Hitze geeignet ist und ihm gleichzeitig den Erdkern vorstellt mit seinem höllischen Inferno.
Pathos. Ideal. Perfektion. Sie sind unser Ziel.
Dschungel. Neuheit. Individualität. Das ist unser Weg.
Kreativität ist nur die Karte.

Interne Verweise

Kommentare

27. Dez 2020

Deine Geschichte gefällt mir. Dankeschön !
HG Olaf