Wo bist du, Mensch?

Bild von Anita Zöhrer
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Warum denn Menschen nicht durch Roboter und Maschinen ersetzen? Sie sparen Zeit und Geld und die Notwendigkeit des sozialen Kontaktes. Sollen die Menschen doch auf der Straße wohnen – wenn sie nicht intelligent genug sind, andere Arbeiten zu finden, sind sie selbst schuld.

Internet ist in – virtuelle Meetings vorteilhafter als ein Beisammensein mit anderen. Wenn sie einen nerven, schaltet man sie stumm. Will man sie nicht mehr sehen, macht man das Bild aus und die Geschichte hat sich erledigt.

Bloß nicht zu nahe kommen! Du könntest mich infizieren! Mit dem Corona – Virus oder mit dem Bedürfnis, wieder Berührung zu spüren. Ein Einzelgänger bin und bleibe ich für den Rest meines Lebens; meine Psyche wird daran zwar zerbrechen, aber zumindest erhalte ich meinen Körper gesund. So weit bin ich, dass ich diesen Blödsinn tatsächlich glaube.

Meine Augen verschließe ich vor der zunehmenden Not der anderen – Hauptsache, mir ergeht es gut. Ohne es zu merken, werde ich von meinem Egoismus in den Abgrund getrieben. Irgendwann werde ich erwachen – ob es dann zu spät sein wird?

Einen Moment lang werde ich still. Schon höre ich eine Stimme in mir schreien: Wo bist du, Mensch? Wo sind deine Werte? Wo ist deine Würde?

Schnell stürze ich mich wieder in den Lärm dieser Welt, um sie darin zu ersticken. Der Wahrheit will ich nicht begegnen, gegen den Strom zu schwimmen, ist mir zu anstrengend. Lieber verrate ich mich selbst und führe ein Dasein, das in Wirklichkeit nur Schall und Rauch ist.

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