Der Standpunkt, den de Sade vertrat,
War ohne Zweifel Hochverrat.
Worauf man ihn – dies zu beenden –
An Füßen band und auch an Händen,
Danach ins Irrenhaus verfügte,
Und, weil dies alles nicht genügte,
Den Hintern mit der „Katze“ bläute,
Was diesen Schurken hocherfreute.
„Hier habt ihr, Meister, einen Sou.
Nun schlagt noch etwas fester zu“,
Rief er beim höchsten Lustgewinn
Und gab sich Schmerz und Peitsche hin.
Demnach wohl klar zu folgern ist:
Alphonse de Sade war Masochist!
Anmerkung zu diesem Text:
Der Marquis de Sade (1740-1814), ein französischer Adliger, schrieb kirchenfeindliche, pornographische und philosophische Romane, wurde zum Tode verurteilt, ins Gefängnis geworfen, begnadigt, in eine Irrenanstalt eingewiesen und blieb doch stets sich selbst und seinen gotteslästerlichen Ansichten treu. Was für ein Mann, was für ein Leben!
Seine bekanntesten Bücher sind „Justine oder vom Missgeschick der Tugend“, „Juliette oder die Vorteile des Lasters“ und „Die 120 Tage von Sodom oder die Schule der Libertinage“. Bekannt ist allerdings ein relativer Begriff, denn die meisten seiner Werke waren jahrhundertelang verboten und werden auch heute zumeist nur in massiv entstellten Versionen feilgeboten.
Zu seinen Bewunderern zählten immerhin so erlesene Persönlichkeiten wie Thomas de Quincey, Edgar Allan Poe, Charles Baudelaire und Erich Fromm.
Das Verständnis der Pointe in diesem Gedicht setzt die, ich sage mal bewusst, intime Kenntnis der Unterschiede zwischen Sadismus (so benannt nach dem Marquis de Sade) und Masochismus (nach Leopold von Sacher-Masoch) voraus.
Lieblingszitat: „Die Wahrheit verletzt tiefer als jede Beleidigung.“
© 2017 Carl LaFong