Es war kurz vor der Hochzeitsfeier,
dem schönsten aller Feste.
Die Braut trug einen weißen Schleier,
helle Kleidung alle Gäste.
Doch ihre Freude war gespalten,
und sie hatte sich entschlossen
diese dann erst zu entfalten,
wenn die Ehe war geschlossen.
Die Gäste wussten, was sie plagte,
was an ihrer Freude nagte.
Sie hat ihr Horoskop gelesen,
und ward von Todesangst gepackt,
weil es Folgendes ihr sagte:
"Es darf kein schwarzes Wesen
zugegen sein beim Trauungsakt.
Sollte dieses doch geschehen,
folgt sehr bald ein Trauerakt."
Dies war in einem warmen Land.
Der Trauungsort - nah einer Düne,
an einem hellen, seichten Strand -
war eine wahre Freilichtbühne.
Alles war gut vorbereitet,
alle waren weiß gekleidet,
da war kein Haar mit dunkler Strähne,
auf dem See nur weiße Kähne...
Die Hochzeit war schon eingeleitet,
da landen, aus dem Himmel gleitend,
auf dem Wasser Schwarze Schwäne.
Nun ging alles furchtbar schnell:
Die Sonne schien nicht mehr so grell,
die Braut schrie auf in großer Not,
ihr Herz zerbrach, sie fiel, war tot.
Es trafen sich die Hochzeitsgäste
in der Kirch' zum Trauerfeste,
gekleidet wie zur Hochzeitsfeier.
Und auf dem Sarg glänzte ein weißer
mit Sand bestreuter Hochzeitsschleier.
© Willi Grigor, 2014
Eine romantische Hochzeitszeremonie 2006 am Strand von Noosa an der australischen Ostküste und ein Schwarm schwarzer Schwäne auf dem aufgestauten Molonglo River in der Hauptstadt Canberra inspirierten mich zu diesem Gedicht.