Ich kenne dich von Kindheit an,
saß auf der Schulbank nebenan.
Still warst du, auch sehr interessiert,
hattest alles im Auge, was um dich herum passiert.
Doch in Diktat, Grammatik und Lesen,
konnte der Lehrer dir nur Fünfen geben.
Im Deutschheft war der Rotstift zuhaus
und viele der Schüler lachten dich dafür aus.
Deine Schwäche war dir nicht bewusst,
lerntest und übtest immer ohne Verdruss.
Mit Bewunderung blicktest du auf die Kameraden,
dachtest, was die doch alles so in ihren Köpfen haben.
Fragtest fortwährend "warum sind die nur alle schlau"
und "warum ist bei mir alles so auffallend mau"?
Heute weißt du es nach langer Zeit,
eine Lernschwäche brachte dir eine Menge Leid.
Doch lange schon geht dein Weg Richtung Ziel,
voll konzentriert und willst nicht zu viel.
Doch trotz aller Kunst durchs Leben zu gehen,
bleibst du an Hürden länger als andere stehen.
An einigen kommst Du erst gar nicht hinüber,
das stimmt dich oft traurig, dein Blick wird trüber.
Gehst tapfer Schritt für Schritt voran,
bist nicht allein, ein lieber Mensch reicht dir die Hand.
Kommentare
Bald geht es auch ohne Zensuren - zum Teil. Dann sind die Betroffenen nicht auch noch gestraft. Ich denke, eine Lese-Rechtschreib-Schwäche kann und sollte durch professionelle Hilfe ebenso geheilt werden wie Defizite bzw. Schwächen im Bereich der Mathematik. Das muss keineswegs ein Leben lang bestehen bleiben.
LG Annelie
Grausamer Lehrer, der Legasthenikern Fünfen erteilte. Das dürfte er jetzt nicht mehr, im Grundschulbereich jedenfalls werden Aufsätze von Kindern mit Schreibleseschwäche nur nach dem Inhalt bewertet. Später wird leider weniger Rücksicht genommen. WORD mit seinen automatischen Korrekturen hilft heutzutage. Aber Alfred hat Recht, man muss sein Heft selber in die Hand nehmen. Das gilt nicht nur für die Legasthenie ...
LG Marie
Zunächst möchte ich mich bei Euch fürs Klicken und Kommentieren bedanken…
In vielen Bundesländer, Annelie, werden Legastheniker im Grundschulalter schon länger nicht mehr in verschiedenen Bereichen benote, und das ist auch richtig so. Wie es bei Dyskalkulie gehandhabt wird, weiß ich allerdings nicht.
Soweit ich mit bekam, seit ich mich über das Thema schlau gemacht habe, gibt es zwei verschieden Arten von Legasthenie. Die eine ist mehr eine Schwäche, bei der man, wenn frühzeitig erkannt, sinnvoll unterstützen kann und bei der anderen Form ist es eine Behinderung die das Helfen schon schwerer, wenn nicht unmöglich macht und sich dann wie ein roter Faden auch mit durchs Leben zieht…
Hut ab Alfred fürs Outen!!! Dann sind wir jetzt schon zwei! Ich wurde `69 eingeschult… damals merkte jeder, Schüler, Lehrer und ich, das was nicht stimmte aber zu der Zeit war es halt so. Hilfe wurde mir und meinen Eltern nie angeboten.
Als ich dann die erste Fremdsprache hatte, ging das gleiche Elend wieder von vorne los… bis heute kann ich kein französisch, trotz vieler Kurse und Umfeld, und werde es auch nie können. Abgefunden habe ich mich auch damit aber leiden tue ich nach wie vor darunter… Doch GROSSER Trost! Meine beiden Kinder haben zwei Muttersprachen.
Ja Marie, WORD und andere Anbieter sind mein guter Freund. Aber selbst die stoßen ab und an durch mich an ihre Grenzen. Bin dann erleichtert wenn mein siebter Sinn mich auf google nochmals das Eine oder andere Wort kontrollieren lässt… Manchmal, in der Nacht, wenn ich nicht schlafen kann, denke ich an eingestellte Gedichte und gerate fast in Panik, wenn mir dann einfällt was falsch geschrieben zu haben… drum bitte ich für alle Betroffene und mich um euer Verständnis…!
Liebe Grüße
Soléa
Es gibt wichtigere Dinge, als Französisch zu können, Soléa. Mir geht es oft so mit der Mathematik. Noch heute leihe ich mir manchmal Bücher in der Stadtbibliothek aus, um wenigstens annähernd ans Abitur-Level zu kommen. Dass du Legasthenikerin sein könntest, ist mir bis jetzt jedenfalls nicht aufgefallen. Falls es doch jemandem auffallen sollte, wäre es ganz einfach hochnäsig, für diese krankheitsbedingte Schwäche (ich hoffe, ich habe das jetzt richtig formuliert und du verstehst es nicht falsch) kein Verständnis aufzubringen. Heute habe ich folgendes gelesen: "Nichts ist gefährlicher als Hochmut ... denn er führt zur Blindheit. Der Hochmut geht zu Pferde aus und kehrt zu Fuß heim ..."
Liebe Grüße
Annelie
Die krankheitsbedingte Schwäche denke ich, ist mehr eine Behinderung.
Irgendwas „läuft“ im Kopf anders, wie bei dem Rest der Menschheit… Damit klar zu kommen, bringen die Jahre. Aber das ich kein Französisch in Frankreich kann, zieht mich bös runter, es isoliert mich ja auch. Und das wo ich doch recht kontaktfreudig bin und in der Regel einen Hund kaputt reden kann, leide ich da schon darunter. Glück für die Franzosen :-))). Gut, dafür hat mich Mathematik im Zeugnisdurschnitt über Wasser gehalten aber reden kann ich damit ja nicht… Und Deinem letzten Satz ist nichts mehr hinzu zu fügen!!! Danke!
Liebe Grüße und einen schönen Abend
Soléa