Um den Bettler von Luossa saß das Volk in einem Ring,
und am Lagerfeuer lauschten sie dem Sang.
Und um Bettler und die Streuner und um wunderliche Ding',
sowie sein Sehnen sang er ganze Nächte lang:
"Es gibt mehr hinter den Bergen, und den Blumen und den Liedern,
es gibt mehr hinter den Sternen, und dem warmen Herzen mein.
Hört nur - jemand geht und flüstert, geht und lockend für mich betet:
Komm zu uns, denn diese Erde sie ist nicht dein wahres Reich!
Oft ich lauschte stillen Wellen, wie sie schlugen an den Strand,
von der wilden Meere Stille hab geträumt.
Und im Geiste flink ich eilte zu dem ungeformten Land,
wo das Liebste, das wir kannten, wird versäumt.
Für ein wild' und ewig' Sehnen kamen wir aus Mutters Leibe,
aus den Ängsten und den Qualen unser erster Jammerlaut.
Sprangen wir auf Berg und Wiesen, um zu tollen und zu spielen,
und wir spielten Elch und Löwe, Bettler, Schmetterling und Gott.
Saß ich still an ihrer Seite, ihr und mein Herz waren eins,
hegte sie mit weichen Händen unser Nest,
hörte ich mein Herz laut rufen, das du hast, es ist nicht deins,
und ein Wesen führte fort mich, gab mir Ruh.
Was ich liebe liegt weit jenseits und versteckt in dunkler Ferne,
und mein rechter Weg ist hoch und wunderbar.
Und man lockt mich, im Alarme, um zu beten zu dem Herrn:
'Nehmt sie fort mir, meine Habe, ich will das, was niemand hat!'
Folg' mir, Bruder, zu den Bergen, zu den stillen, kühlen Flüssen,
wo die Meere schwinden langsam in dem bergumrankten Bett.
Irgendwo jenseits des Himmels ist mein Heim, ist meine Mutter,
in mit Gold besprühten Schleiern, und von Rosen ganz bedeckt.
Mag das salzig schwarze Wasser kühlen fieberwarme Kinder,
mögen sternweit wir vom Leben sein, bevor der Morgen graut!
Nicht von dieser Erde bin ich und unendliche Beschwernis
ich durchlitt durch meine Untreu, meiner heißen Liebe Kraft.
An dem perlbestreuten Meerstrand steht ein Tor mit Rosenschlingen,
wo in Ruhe alte Wracks und müde Männer finden Schlaf.
Nie gehörte hohe Sänge wie der Geigen Echo klingen,
da wo ewig Junge wohnen in der Seligkeiten Saal."
© Willi Grigor, 2016
Übersetzung von "Omkring tiggarn från Luossa" des schwedischen Dichters Dan Andersson (1888-1920)
Empfehlenswerte Vertonung:
https://www.youtube.com/watch?v=JNgqxedGL2w
Hootenanny Singers - Omkring Tiggarn Från Luossa
Gesang: Björn Ulvaeus, später einer der vier ABBAs
Kommentare
Schön, Willi, mal was von einem schwedischen Dichter zu lesen. Gut, dass du es ins Deutsche übersetzt hast; ich kann nämlich kein Schwedisch - leider.
LG Annelie
Freut mich, dass du auf die Übersetzung reagiert hast, Annelie.
Gedichteübersetzungen werden allgemein unterschätzt.
Ich habe deren Reiz entdeckt. Er besteht in der Herausforderung, nicht nur den Text sondern alle Belange des Originals (Metrum, Reimschema) in eine andere Sprache zu übertragen. Ziemlich zeitaufwendig, manchmal unmöglich.
LG
Willi
Ja, zum Abschluss, Willi: Da hast du ganz recht: Gedichtübersetzungen werden sehr häufig unterschätzt; es ist ja nicht damit getan, dass man stur übersetzt, sondern man sollte auch möglichst die elegante, gut lesbare Form wählen.
Trotzdem würde ich gern mehr von schwedischen Dichtern - auch jungen - lesen. Warte also ein bisschen auf deine Übersetzungen.
LG Annelie
Zum Abschluss:
Erst 70 Jahre nach dem Tod des Dichters verfallen die Rechte für den Inhaber. Bis dahin muss man die Genehmigung einholen, die Mühe möchte ich mir nicht machen.
Aber bei den alten Meistern kann man aus dem Vollen schöpfen.
LG
Willi