Unter vernarbten Himmeln ...

Bild zeigt Annelie Kelch
von Annelie Kelch

Über schmucklose Felder zieht das Gespenst der Trauer,
Kalt streift der späte Sonnenstrahl die Sommerruinen.
Dein Wort befruchtet mein Herz: Es blüht und reift ...
Derweil der letzte Mohn welkt zwischen Seelenschienen.

Ein Koog im hohen Norden hält den Sturm gefangen;
Das Meer bemüht sich, Deiche zu zerbrechen …
Was unvollendet blieb im Sommer, will sich rächen:
Auch du bist unvollendet und noch voller Bangen.

Im Schattenhaus zerbricht ein Kind am Schweigen …
Naht Sommer, sprudeln Worte durch Münder zuhauf.
Um Liebe, die sie selbst nie gaben, betteln die Toten und neigen
unter vernarbten Himmeln die Köpfe und geben nicht auf.

O Worte ... unter die herbstlichen Blätter der Zeit gekrochen,
Wo der Fisch an Land geht, stirbt uns die Zunge ab.
Noch immer warte ich auf die eine Stunde: Mein Seelenlab'
Lässt sich von den Zeigern der Uhren nicht unterjochen.

Mein Dunkel lebt auf beim geschlossenen Auge der Nacht,
Wo die Erde schon Schnee begehrt, will ich nicht sein.
Dein Fuß scheut den Asphalt: Das Winterlot pendelt sich ein,
Nie wird es geschehn, dass mein Herz sich ins Fäustchen lacht.

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