Voller Sehnsucht - Nächte im Frühling

Bild zeigt Annelie Kelch
von Annelie Kelch

So voller Sehnsucht waren die Nächte im Frühling …
Bei Flut strömte das Wasser über die bunten Wiesen
und hatte nur einen Wunsch: dort bleiben zu dürfen.

Der Tag kam ohne Sonne und wollte meine Nacht sein;
er füllte sich mit Schatten und meiner Seele Schatten
trugen ihm ewige Freundschaft an.
Tage und Nächte flossen ineinander: ein totes Aquarell.

So lebte ich damals unter dem Einfluss des Mondes
und putzte die silbernen Münzen blank.
Gott herrschte wie ein heimatloser blinder Stein -
die Zeit vergaß fortzuschreiten und verharrte
auf der Landstraße hinter den sieben Hügeln.
Dort spürte ich sie eines Nachts auf:
ein verletzter Vogel, der nicht mehr fliegen konnte.

Die Welt wurde mir von Tag zu Tag fremder:
Ich war der entgleiste Zug auf der Schiene des Lebens,
die Sturmflut unter tausend friedlichen Tiden,
das sinkende Schiff und die stürzende Möwe,
ein erloschenes Feuer …

So voller Sehnsucht sind die Nächte im Frühling …
Du kamst irgendwann zur Geisterstunde -
Als ich mein Haar wusch im Mondschein,
trenntest du den Tag von der Nacht
und maltest ihn bunt wie ein Mandala;
die silbernen Münzen zerfielen zu Staub.

An deiner Hand schritt ich seufzend über die Brücke
aus Sonnenlicht und lernte ein neues Wort: Liebe.
Danach war ich bereit zu stillen die Sehnsüchte
aller Frühlingsnächte - mit dir.

06.06.2017 geschrieben

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